„Warum halten wir Haustiere?“ Tanja Hansen hat sich mit der Frage, was uns Katze, Hund, Fisch und Co. geben, beschäftigt.
Wie komme ich denn eigentlich auf so eine banale Frage? Oder anders herum gefragt: Haben Sie sich da je darüber Gedanken gemacht? Seit einiger Zeit beschäftige ich mich tatsächlich damit. Es kam durch ein Gespräch mit jemandem, der Tiere zwar selbst sehr mag, unter anderem aus Tierliebe vegan lebt, aber keine Tiere hält und sogar Respekt vor Hunden hat. Er fragte mich: „Warum hast du denn so viele Tiere?“ Ich verstand es subtil als „Was gibt dir das?“ – und fühlte mich doch leicht angegriffen und überlegte schon, wie ich mich rechtfertigen könnte… Zugegeben, ich beherberge mehr Haustiere als viele andere Menschen, als „normal“. In meinem Haushalt befinden sich derzeit zwei Seniorenhunde, eine Omi-Katze, drei erwachsene Katzen, fünf Meerschweinchen-Damen und ein junger Meerschweinchen-Kastrat. Vier Meerli-Ladys davon sind alt, eine von ihnen ist blind. Die junge Dame ist behindert. Sie wackelt durch die Weltgeschichte. Zu Grabe getragen habe ich um die fünfundzwanzig Tiere in den letzten zehn Jahren. Ich habe sie bis zu ihrem Tod mit tiefer Liebe gehegt und gepflegt, Unsummen in Tierärzte, Tierkliniken und gesunde, artgerechte Ernährung, große Gehege und allerlei Tierausstattung gesteckt und mich emotional und mental um ihr Wohlbefinden gekümmert. Mein Beruf der mobilen Katzenbetreuung im Saarland tut da auch was dazu, ist aber nicht ausschlaggebend, da ich von klein auf alles „gerettet“ und „gehalten“ habe, was tierischer Natur war. Sei es die junge, trächtige Findelkatze, für die ich im Jugendlichenalter ein schönes Zuhause gesucht (und gefunden) habe oder der Schmetterling mit zerfetztem Flügel, den ich auf Moos bettete (der hat´s leider nicht geschafft). Ich habe nicht unterschieden und tu es heute noch nicht. Ich hatte – und habe – alle lieb und schaue, dass es den Tieren gut geht. Sogar eine Spitzmaus, diverse Marienkäfer, einige Schnecken, alles wurde von mir betüdelt. Tote Vögel begrub ich als Kind in aufwändiger Zeremonie. Das alles war und ist für mich absolut selbstverständlich. Und jetzt fragt mich echt jemand: „Warum machst du das?“ Gute Frage… Nie drüber nachgedacht. Es … „ist halt so“. Aber dieser Fragen-Impuls brachte mich dazu, näher darüber nachzudenken. Dann starten wir mal:
Tiere sind etwas Wundervolles. Klar! Muss ich Ihnen ja wohl nicht sagen. Wissen Sie selbst. Sie haben ja auch welche… 😉 Allein durch ihre Anwesenheit können so viele positive Gefühle aufkommen. Wie oft bringen uns Hunde, die unbeschwert miteinander über die Wiese tollen oder sich für uns scheinbar grundlos im Gras wälzen, zum Lächeln, ja, zum Lachen? Ihre Lebensfreude überträgt sich ganz automatisch auf uns und lässt uns Freude, Glück und Leichtigkeit spüren. Glück verspüren wir auch dann, wenn wir uns liebevoll um ein tierisches Mitgeschöpf kümmern: Wenn wir unsere Katzen füttern und unsere Meerschweinchen schon in Vorfreude quieken, wenn wir die Kühlschranktür aufmachen. Es erfreut uns, wenn sie an die Gehegetür kommen und uns das Stück Gurke aus der Hand nehmen. Es macht uns glücklich, wenn wir diese bedingungslose Liebe der Katzen spüren, wenn sie uns um die Beine streichen und Köpfchen geben (ja ja, sie wollen ja eh nur was zu Futtern, is klar. ;-)). Es entspannt uns, wenn wir eine schnurrende Mieze auf dem Schoß haben und ihr zärtlich über´s Fell streichen. Sie kennen ja die Infos bereits, dass das Schnurren von Katzen Knochenbrüche schneller heilen lässt und die liebevolle Fürsorge und Pflege von Katzen Depressionen verbessern und Angstzustände lindern können. Schmusen und Körperkontakt sind für Miezen natürlich wundervoll. Aber auch für uns Menschen ist das heilsam. Wir spüren Liebe und merken, wie sie bedingungslos an uns zurück gegeben wird. Stattdessen vermitteln unsere Fellnasen uns Wärme und Geborgenheit, stärken unser Selbstwertgefühl, unser Selbstbewusstsein und bauen unser Selbstvertrauen wieder aus, wenn´s uns mal nicht so gut geht. Einsamkeit wird gemindert. Tiere sind Freunde, Familie, ja oftmals Kind- oder Partnerersatz. Bei letzterem möchte ich unbedingt anmerken, dass es trotz allem noch Tiere und keine Kinder oder Partner sind und auch artgerecht (!) behandelt werden sollten. Dennoch sind sie annähernd eine gleich zu setzende Bereicherung (da stimmen Sie mir doch zu, nicht wahr? ;-)). Tiere sind Heiler bei Trauer und Hoffnungslosigkeit, Lehrmeister für alltägliche und spezielle Dinge. Meine Hunde zum Beispiel lehren mich anhaltend Disziplin, Durchsetzungsvermögen und das Stehen zu meiner eigenen Meinung und zu meinen eigenen Regeln, lassen mich auf meine Werte achten – auf dem Feld beim Gassigehen und im real life. Meine Katzen zeigen mir Gelassenheit, den Moment zu leben und das Leben einfach so genießen, wie es ist. Sie zeigen uns, dass es im Leben immer mehr gibt als wir sehen, Kleinigkeiten wertzuschätzen und immer einen Schritt weiter gehen dürfen. Niemals stehen bleiben.
In unserer menschlichen Natur liegt es uns nahe, dass wir uns um etwas kümmern möchten, jemanden verwöhnen und bemuttern (gell, liebe Frauen?). Wir haben es gern, wenn die Hunde, die wir rufen, das Leckerchen aus der Hand nehmen und genüsslich die Augen schließen, wenn wir das Köpfchen streicheln. Wir mögen es, wenn sich die Mieze genauso bei uns wohl fühlt wie umgekehrt. Und wir finden es gut, dass sich Tiere überhaupt nichts daraus machen, ob wir materiell/finanziell arm oder reich sind. Es ist ihnen wurscht, wie wir aussehen und ob wir gesund oder krank sind. Naja, nur ein bisschen. Denn natürlich wollen sie uns gesund und glücklich sehen und ihren Teil dazu beitragen. – Und das tun sie. Nicht zuletzt möchte ich das tiefe Vertrauen und die Bindung, welche Mensch und Tier füreinander empfinden, erwähnen.
Ihre tiefe Liebe, ihre gelassene Entspanntheit, ihr wunderbares Wesen, ihr individueller Charakter, ihre einzigartige Persönlichkeit, ihre innere Ruhe, ihre ausgedrückte Lebensfreude, ihre wohltuende Ausgeglichenheit – das alles überträgt sich auf uns, spiegelt uns sogar und wir spiegeln die Tiere (aber das ist ein anderes Thema…). Wir lernen Mitgefühl für die Tiere, lernen, sie zu lesen, zu verstehen, freuen uns darüber, wenn sie uns verstehen. Wir sind fürsorglich und genießen das! Das alles bringt uns selbst inneren Frieden, Wohlbefinden, Gemütlichkeit, psychische und dadurch manchmal auch körperliche Gesundheit, zieht uns aus dem Sumpf des Alltags und gibt uns „einfach ein gutes Gefühl“. Wir freuen uns, wenn wir nach Hause kommen, denn da wartet unser tierischer Begleiter bereits auf uns.
Ja, sie sind eine begrenzte Zeit bei uns und diese sollten wir genießen, mit offenen Augen und offenem Herzen. Schauen Sie, was möchte mein Tier mir lehren? Was kann ich durch den Kontakt zu meinem pelzigen Freund lernen? Wie kann ich mich als Mensch weiter entwickeln? Sie haben Ihre Liebe zum felligen Freund sicher schon entdeckt und vielleicht fühlen sie sich nach dem Lesen dieses Artikels ja noch ein bisschen mehr mit ihrer Samtpfote verbunden und spüren die Wertschätzung, das Besondere, das Sie und Ihr Tiger miteinander teilen. Und wenn sie einmal gehen, dann überwiegt trotzdem irgendwie das innere Glück, weil sie uns so viel gegeben haben ohne zu verlangen.
Ich hab ganz sicher viel vergessen, was Tiere uns noch alles geben und zeigen, warum Tiere uns gut tun, warum wir gerne Zeit in ihrer Gegenwart verbringen. Aber jetzt Sie: Warum sind SIE gerne mit (Ihren) Tieren zusammen? Schon mal drüber nachgedacht?
Add Comment