Buntes

Kolumne: Chaplin – für jeden Anlass perfekt gekleidet

Chaplin trägt einen schwarzen Frack, ein weißes Hemd und schneeweiße Winterstiefel, wie es sich für die kalte Jahreszeit gehört. Den Spitznamen „THE MASK“ hat er sich redlich verdient: Sein schwarzes Kater Gesicht ziert eine weiße Maske, die flammenförmig zur Stirn hin verläuft. Chaplin ist für jeden Anlass perfekt gekleidet. Beneidenswert! Er bevorzugt die Variante klassisch-elegant.

Abends geht es frisch geputzt und geschniegelt auf Streiftour durch die Nachbarschaft. Die Nächte sind lang, ausschweifend und intensiv. Früh morgens wird es Zeit Essen herbeizurufen. Das funktioniert meist nicht auf Anhieb. Obwohl doch eine schweigende Übereinkunft auf eine bestimmte Uhrzeit stattgefunden hatte. Gewohnheitsrecht nennt sich dies. Aus zweimaligem um fünf Uhr morgens füttern ergibt sich die logische Konsequenz: immer um fünf Uhr morgens füttern. Wird einem ein Recht nicht automatisch zugestanden, muss es zwangsläufig eingefordert werden. Da bietet sich eine breite Palette an Maßnahmen, die Kater dem faulen Personal zukommen lassen kann: Auf deren Brust legen und laut ins Gesicht schnurren, direkt übers Gesicht watscheln, in die Handfläche beißen, ein rigoroser Biss in die Nase. Den Schock und wütenden Ausbruch des Fütterers abmildern mit purem Elan und Begeisterung auf das bevorstehende Frühstück. Nach der Stärkung erst mal hinlegen und eine Runde schlafen. Den geeigneten Ruheplatz ausfindig machen. Katzenschlafkissen! Rittlings drin platzieren, Bauch nach oben, Kopf überhängend. Gegen Mittag wird es bereits wieder Zeit eine neue Essensrunde auszurufen. Ein kleiner Imbiss nur, der den Mittagsschlaf erleichtert. Diesmal fällt die Wahl des Schlafplatzes auf das Sofa. Sich möglichst lang austrecken. Schließlich wohnt man hier praktisch alleine. Fürs Personal stehen andere Sitzgelegenheiten zur Verfügung. Fünf Uhr abends: Abendessen, ist doch klar! Schnell mal Alarm geben. Nach der Mahlzeit noch eine kurze Schmuserunde einläuten. Auch Personal will gut behandelt werden. Danach ab in die Freiheit! So lässt sich ein Tag nach dem anderen spielend bewältigen.

Samstag: Highlight! Es findet das wöchentliche Event-Dinner statt. Der Tisch ist bereits gedeckt. Schnell den Stuhl in Beschlag nehmen und über die Tischkante linsen. Fleischfondue! Strategie leider fehlgeschlagen. Herrchen besteht auf seinem Sitzplatz. Plan B: Auf den Nachbarsstuhl ausweichen. Ein interessiertes Gesicht auflegen. Nichts geht. Kein Happen bisher für den lieben Hauskater. Den vorwurfsvollen Blick ausprobieren. Noch immer nichts. Mal die Pfote auf Herrchens Arm legen und fragend ins Gesicht schauen. Na, wer sagt’s denn! Erst mal Qualitätscheck! Ausgiebig am dargebotenen Happen schnuppern. Genusspause einlegen. Nochmals daran schnuppern. Fleisch wird kurzerhand auf den Boden katapultiert. Unkultiviertes Volk! Man darf doch ein Minimum an Manieren erwarten. Auf dem Stuhl sitzen bleiben und abwarten, ob der Grobian sein ungebührliches Verhalten wieder gut macht und den Leckerbissen aufhebt. Nein. Einen lieblos dahingeworfenen Brocken vom Boden zu essen, unter Katers Niveau. Weiter auf dem Stuhl ausharren. Vielleicht ein Pseudo-Nickerchen einlegen. Aha! Herrchen liest das Fleisch seufzend auf und nimmt einen zweiten Anlauf. Kurz schnuppern. Der Bodenkontakt hat dem Happen nicht geschadet. Jetzt kann geschlemmt werden. Und die Freiheit ruft auch bald wieder!

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MK

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