Katzenleben

Die Katze aus dem Zoohandel

Das beliebteste Haustier in Deutschland ist die Katze. Das haben auch die Tierbedarfshersteller gemerkt und bringen am laufenden Band neue Futtersorten und Zubehör auf den Markt. Die Konkurrenz der Händler wächst. Wie kann man da den Absatz noch weiter steigern? Mehr Katzen an potenzielle Kunden bringen!

Andere Länder machen es vor: Jahrelang kannte man den Verkauf von Katzen und Hunden im Zoohandel nur aus Urlaubsländern, wo Touristen mit einer Mischung aus Mitleid und Abscheu die bedauernswerten Tierbabies durch Glasscheiben betrachteten. Während sich Tierschützer seit Jahren bemühen, den Verkauf warmblütiger Tiere in Zooläden generell zu verbieten, scheuen nun einige große Geschäfte auch in Deutschland nicht mehr davor zurück, ihre Profitgier auf Kosten von extrem menschenbezogenen Tieren wie Katzen auszuweiten. In extra Räumen oder großen Glaskästen sitzen die niedlichen Kitten, stolpern umher, spielen miteinander oder schlafen. Sie haben Kratzbäume, Schlafplätze, Katzentoiletten und eine Menge Futter in ihrem „Refugium“. Doch das ist längst nicht alles, was eine kleine Katze braucht. Was ist mit menschlicher Wärme, Zuneigung und dem gemeinsamen Spiel? Gibt es einen Rückzugsort gegen Lärm und Stress? Die Gelegenheit, Neues zu lernen und die Umgebung zu erkunden?

Erfahrungsberichte – Besuche bei großen Zoohändlern
“Da wir gerade in der Nähe des Zooladens waren, wollte ich mir ein eigenes Bild vom Verkauf von Katzen im Zoohandel machen. An einem Montag im September erreichten wir das Geschäft gegen 11 Uhr. Direkt im Eingangsbereich, durch den jeder Kunde den Laden betritt, ist ein großer Glaskasten. In diesem befand sich dann auch eine einzelne Hauskatze, ich schätze sie war 4-5 Monate alt, denn klein war sie nicht mehr. Laut Preisschild sollte eine geimpfte und gechipte Europäische Kurzhaarkatze dort 199 Euro kosten. Die Bezeichnung finde ich schon etwas irreführend, denn EKHs sind eine anerkannte Rasse, und gemeint war wohl eher die europäische Hauskatze. Außerdem hing an dem Kasten ein Schild „Katzenkinder gesucht“ und der Hinweis, mit welcher Futtermarke die Katzen versorgt werden.

Von diesem Glaskasten aus führt ein Tunnel in den Laden hinein, wo sich dann ein weiterer Glaskasten befindet. Die Katzen haben also wenige Möglichkeiten sich richtig zurück zu ziehen. Ausgestattet sind die Räume mit Holzkästen, einem Kletterbaum und weiteren Kratzmöglichkeiten, es gibt nicht gerade viele Kuschelmöglichkeiten, wahrscheinlich, damit alles hygienisch und leicht zu reinigen ist.
Die Katze hatte keine kätzische Gesellschaft und in den 1,5 Stunden, die ich mich im Laden aufhielt und immer wieder nach der Katze schaute, war nie einer der Mitarbeiter bei der Katze. Der Kontakt zu Menschen ist also eher gering. Ich konnte ein Gespräch mithören, wobei es darum ging, zu welchen Bedingungen man denn Katzen in das Geschäft bringen könnte. Der Mann bekam die Auskunft, dass die Katzen mit acht Wochen geimpft und gechipt werden müssten und dann mit zehn Wochen in den Laden gebracht werden sollten, wo sie dann direkt weiterverkauft werden.
Ich finde, dass man dort keine Katze kaufen sollte, auch wenn sie angeblich von Tierärzten und Biologen betreut werden.“

„Als ich neulich dringend Katzenfutternachschub brauchte, bin ich zum Zoogeschäft in der Nähe gegangen, da es dort die bevorzugten Sorten gibt. Die waren schnell gefunden und ich schlenderte noch durch die anderen Gänge des Ladens. Kleine Äffchen, Wachteln, Sugar Glider und andere untypische „Verkaufstiere“ begegneten mir auf meinem Weg. Wie im Zoo.
Im hinteren Teil des Ladens ist ein kleiner, möblierter Raum mit verglaster Front. Vorher war dieser immer  leer und dunkel gewesen und ich hatte verdrängt, wofür er wohl war. Doch jetzt standen einige Menschen dicht gedrängt davor. Im hellerleuchteten Raum waren nun kleine Katzen untergebracht. Ich war ziemlich erschrocken und habe mir das Treiben eine Weile angeschaut. Zehn junge Hauskatzen, die lange nicht alt genug aussahen, um ohne Mutter zu sein, waren in diesem höchstens  9 m² großem Raum, zusammen mit ein paar Kratzbäumen, einem Sessel, einem Schrank, Katzentoiletten und überlaufenden Näpfen mit Trockenfutter. Der Boden bestand aus einfachen Fliesen und an der Tür gegenüber klebte ein Zettel, wahrscheinlich mit Reinigungszeiten. Zwei Kätzchen spielten gerade miteinander, kugelten beim Raufen übereinander. Alle anderen schliefen. Wem geht da nicht das Herz auf? Zwei Frauen und ein Mädchen neben mir machten seltsam glucksende Geräusche und als eine Frau meinte: „ Vielleicht nehme ich doch eins mit! Die sind ja so putzig!“ quiekte das Mädchen sofort:“ Oh, jaaaaa!!“ Ich musste mich echt zusammenreißen, um sie nicht anzuschreien. Ich sah vorsichtshalber in die andere Richtung, was aber auch nicht gut war, denn dort war das Preisschild. Hauskatzen, 79 Euro pro Stück, stubenrein, futterfest. Darunter das Motto des Geschäfts: Da geht’s Tier gut. Aha.
An der Kasse fragte ich die Verkäuferin, wie alt die Kätzchen seien. „Die kleine Schwarze ist acht Wochen alt, die anderen schon etwas älter.“ Als ich ein paar Tage später da war, waren die Katzen schon preisgesenkt und für nur noch 59 Euro zu haben.“

Theoretisch ja. Jedenfalls ist es laut Gesetz nicht verboten. Es gibt viele Auflagen, die mehr oder weniger Auslegungssache sind  und auch einige Empfehlungen gegen den Verkauf von Katzen und Hunden im Zoofachhandel. Bisher hielt man sich auch an diese Empfehlungen, zuletzt wurden Katzen und Hunde in den 80er Jahren im Zoofachhandel angeboten.

Das BGB sagt uns: Tiere sind keine Sachen. Sie werden durch besondere Gesetze geschützt. Damit ist zum Beispiel das Tierschutzgesetz gemeint. Nach § 2  TierSchG muss, wer ein Tier hält oder betreut, das Tier „seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen, darf die Möglichkeit zu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass dem Tier Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden.“ Er muss über die für eine angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung des Tieres erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen. Ist das in Zoofachhandlungen der Fall? Was heißt seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend? Sicher heißt das nicht, tagelang auf engem Raum hinter einer Glasscheibe zu sitzen und das ohne jegliches Sonnenlicht. Verhaltensgerechte Unterbringung ohne irgendeine Abwechslung und regelmäßigen, liebevollen Kontakt zum Menschen? Was ist eigentlich an den Tagen, an denen die Läden geschlossen haben? Licht im Tagesrhythmus, genügend Futter, Wasser und sonstige Pflege muss auch dann gewährleistet sein.

§ 11 TierSchG berichtet, dass, wer gewerbsmäßig mit Wirbeltieren handeln will, einer Erlaubnis der zuständigen Behörde bedarf. Dazu muss man Angaben über Mitarbeiterqualifikation, Anzahl, Art und Unterbringung der Tiere machen und es gibt ein Merkblatt, wonach sich der Verkäufer vor der Abgabe von Tieren zu vergewissern hat, dass beim Kunden ausreichendes Fachwissen sowie angemessene Haltungseinrichtungen vorhanden sind. Es wäre also ein gründliches Gespräch mit dem potenziellen Käufer von seitens des Mitarbeiters nötig, der ja aber in erster Linie an seinen Umsatz denken muss. Da steigt natürlich die „Gefahr“, dass der Kunde plötzlich doch nicht mehr kaufen will, wo er jetzt weiß, wie alt eine Katze werden kann und wie viel sie kostet…
Weiterhin muss ein Tierarzt stets abrufbereit sein und die Tiere dürfen nicht durch die Kundschaft belästigt bzw. beunruhigt werden. Dazu kann es eine ständige Aufsicht durch das Verkaufspersonal oder eine geeignete Abschrankung geben. Ob eine Glasscheibe genügend vor der Kundschaft schützt, vor lauten, klopfenden Kindern und starrenden Kunden, bleibt zu bedenken. Gerade für sensible Katzenkinder ist die Lautstärke, der starke Geruch und der Stress unzumutbar.

Der schönste Absatz in diesem Merkblatt ist der, welcher sagt, dass auf die Haltung von Hunden und Katzen im Zoofachhandel möglichst verzichtet werden sollte und die Interessenten idealerweise an geeignete Züchter verwiesen werden sollten, denn Züchtern ist der Vorzug vor dem Anbieten dieser Tiere im Zoofachgeschäft zu geben. Aber mit >sollte, könnte und empfiehlt< vermag man dem Zoohandel nicht Einhalt zu gebieten. Der Bundesverband Tierschutz e.V. versucht das mit Petitionen, Briefe an die Verantwortlichen und Demonstrationen, er lehnt den Handel mit Tieren, insbesondere Hunden und Katzen in Zoofachgeschäften konsequent ab.

Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. empfiehlt übrigens zur Haltung von Hauskatzen generell eine Raumgröße von 15 m² für ein bis zwei  Katzen, (in Tierheimen, Tierkliniken, Pensionen und ähnlichen Einrichtungen vorübergehend auch 4 m²). Für jede weitere Katze sind 2 m² zusätzlich erforderlich. Der möblierte Raum sollte Rückzugs- und Versteckmöglichkeiten aufweisen, Spielzeug und die Möglichkeit zum Krallenwetzen haben. Ein bis zwei mehr Schlafplätze als Tiere und mindestens eine Toilette pro Tier, sowie ein Fenster sollte vorhanden sein und möglichst sechs Stunden (in Einrichtungen 2 Stunden) Kontakt zum Menschen. Jetzt stellen Sie sich diese Bedingungen einmal in einer Zoohandlung vor. Ist das überhaupt möglich? Nein.

Über das Alter von Jungtieren wird nicht konkret gesprochen. „Nach dem Absatz von der Mutter“ heißt es in etwa. Die kleinen Kätzchen in einem der obigen Berichte waren knapp über acht Wochen alt, seriöse Züchter und auch gute Katzenhalter wissen, dass eine Katze mindestens zwölf Wochen bei der Mutter bleiben sollte, denn in dieser Zeit wird sie geprägt, lernt alles wichtige und wird auf ein unabhängiges Leben vorbereitet. Die Geschäfte greifen auf  Hinterhof- und Massenzüchter zurück oder bekommen ihre „Ware“ eben von privat. Kaum ein Kunde denkt daran, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, einem Tier ein neues Zuhause zu schenken.

Alternativen zum Zoohandel
Die Tierheime sind voll von wunderschönen und liebenswerten Katzen, die dringend ein gutes Zuhause suchen. Die Tierheimmitarbeiter bemühen sich, Interessenten nach bestem Wissen zu beraten, damit Samtpfote und Dosenöffner im neuen Zuhause ein gutes Team bilden. Tierschutztiere sind in aller Regel nicht nur vollständig geimpft und gekennzeichnet, selbstverständlich parasitenfrei und tierärztlich untersucht, sondern dem Alter entsprechend auch noch kastriert und kosten, man höre und staune, meist nicht einmal die Hälfte des Preises der im Zoohandel verlangt wird.

Natürlich gibt es auch Menschen die ganz bestimmte optische und wesenstechnische Vorstellungen von ihrem zukünftigen Mitbewohner haben und sich deshalb für eine Rassekatze entscheiden. Für Katzen von einem seriösen Züchter gelten dieselben Voraussetzungen wie für Tierschutzkatzen, allerdings sollte man bei Rassetieren natürlich auch auf die rassetypische Gesundheitsvorsorge achten und ausnahmslos auf einen Stammbaum bestehen. Bei einem Züchter kauft man nicht die Katze im Sack. Er kennt die Elterntiere bestens und konnte den Charakter seiner Kätzchen so gut kennen lernen, dass er weiß, welche Katze zu welchem Käufer passt. Das Katzenkind bleibt mindestens zwölf Wochen bei seiner Mutter und lernt von ihr und den Mitkatzen. Man kann sich also ziemlich sicher sein, dass man eine gesunde und bestens sozialisierte Katze bekommt, und sich bei Fragen stets wieder an den Züchter wenden kann.

Was bewegt Menschen also dazu, sich eine Haus- oder Rassekatze aus dem Zoohandel zu kaufen? Geld sparen kann man dabei nicht, denn selbst für eine zehn Wochen alte „Rassekatze“ ohne Papiere werden ein paar hundert Euro mehr verlangt, als bei einem seriösen Züchter. Um den es sich hier nicht handeln kann, denn Vereine verbieten die Abgabe von Kitten in den Zoohandel und die Abgabe vor der vollendeten zwölften Lebenswoche sowieso. Wie sind die Katzenkinder aufgewachsen, deren Produzenten ihr Schicksal so egal ist, dass sie diese an das nächste Zoogeschäft verscherbeln?

Ist es nur Unwissen oder ist es vielmehr die Angst davor, dass der Tierschutz Vor- und Nachkontrollen durchführt und auch die meisten Züchter ihre Kitten persönlich in das neue zu Hause bringen? Wer nichts zu verbergen hat, hat hierbei nichts zu befürchten, sondern freut sich über wertvolle Ratschläge.

Aber das Geschäft mit den Zoohandelkatzen läuft. Laut Aussagen der Ladeninhaber sind die Tiere meist unter einer Woche wieder verkauft. Wie viele von ihnen später in ohnehin überfüllten Tierheimen landen, weil sie entweder verhaltensgestört oder einfach unerwartet anstrengend geworden sind, wird nicht erwähnt.

Es bleibt also nur eines zu sagen: ein klares NEIN zu Katzen aus dem Zoogeschäft.