Der Verlust eines Haustieres löst bei den meisten Tierbesitzern große Trauer aus. Den letzten Weg mit der geliebten Katze zu gehen, auf ihren nun leeren Liegeplatz zu starren ist schmerzlich. Die Auseinandersetzung mit dem Tod fällt oftmals nicht leicht und wird daher verdrängt bis sie unausweichlich wird.
Nur ein Tier?
Unter Trauer wird allgemein die Reaktion auf das Bewusstwerden eines Verlustes verstanden. Hier möchte ich speziell auf die Trauer nach dem Tod eines Haustieres, nicht unbedingt nur einer Katze, eingehen. Da wir in unserem Leben dank guter Ernährung und medizinischer Versorgung immer seltener mit dem Tod eines Menschen oder Tieres konfrontiert werden, trifft uns dieser Verlust meist sehr hart. Auch sind Tiere längst nicht mehr nur Nutztiere, sondern viel mehr treue Begleiter und Lebensgefährten. Da Tiere jedoch auch bei bester Versorgung eine kürzere Lebenserwartung als Menschen haben, wird jeder Tierhalter sich über kurz oder lang damit beschäftigen müssen, dass das gemeinsame Leben nicht ewig währen wird.
Leider treffen trauernde Tierbesitzer noch immer häufig auf Unverständnis, wenn sie nach Trost suchen. „Es war doch nur ein Tier“ heißt es häufig. In seiner Situation braucht ein Trauernder aber stets Verständnis, positiven Zuspruch oder einfach nur ein offenes Ohr, um durch das Ausdrücken seiner Gefühle seine Trauer verarbeiten zu können.
Trauerphasen
Die Psychologin Verena Kast hat Trauer in Phasen eingeteilt. Der ersten Phase des Nicht-wahrhaben-Wollens, deren Empfindungslosigkeit nicht mit Gefühllosigkeit verwechselt werden darf, folgt in der Regel die zweite Phase der aufbrechenden Emotionen. Der Trauernde befindet sich in einem Gefühlschaos, das von Wut und Zorn über Trauer und Angst reichen kann. Auch Schuldgefühle oder Schuldzuweisungen sind nicht selten, besonders dann, wenn der Tod durch eine plötzliche Krankheit erfolgte. In der dritten Phase der des Suchens- und sich Trennens schwankt der Trauernde zwischen der Suche nach dem Verstorbenen z.B. durch innere Zwiesprachen und der Ablösung und Neudefinition des eigenen Lebens ohne ihn. Letztendlich folgt die Phase des neuen Selbst- und Weltbezuges in der die Trauer nun nicht mehr die gesamte Aufmerksamkeit fordert und ein Ablösungsprozess beginnt.
Die dargestellten Phasen verlaufen nicht linear, sie können sich überschneiden, es gibt Rückschritte und oft verlaufen sie wellenförmig. Dennoch bieten sie Angehörigen und den Trauernden selbst eine Erklärung für nach außenhin oft irrationales Verhalten. Jeder Mensch trauert individuell und hat ein Recht darauf zu trauern. Eine, idealerweise von dem Verlust unbetroffene Person, die dem Trauernden zur Seite steht, ist wichtig für eine effektive Trauerarbeit.
Wie sag ich’s meinem Kind?
Für viele Kinder ist ihr Haustier ein geliebter Freund und enger Vertrauter, dem sie Geheimnisse und Ängste anvertrauen. Der Verlust ihres Kameraden kann für sie daher ebenso schmerzlich sein wie der eines geliebten Menschen.
Kinder sind bei dem Tod ihres Tieres davon abhängig, von Erwachsenen Auskünfte und ehrliche Antworten auf ihre Fragen zu bekommen. Das Schweigen der Erwachsenen zwingt sie, sich eigene Erklärungen zu suchen, die bei ihnen Ängste auslösen können. Daher sollten Kinder ihrem Alter gemäß informiert und einbezogen werden. Bis zum fünften Lebensjahr haben Kinder nur wenig Vorstellung vom Tod und begreifen ihn nur als vorübergehenden Zustand. Vom Grundschulalter an verbinden Kinder mit dem Tod etwas Negatives, etwa ab dem Alter von sieben Jahren begreifen sie auch die biologische Seite: Tod bedeutet, dass der tote Körper zerfällt. Der Gedanke an die eigene Sterblichkeit ist darum unerträglich, er wird verdrängt. Kinder reagieren völlig unterschiedlich auf Verluste. Während das eine Kind seine Trauer still durchlebt, reagiert ein anderes vielleicht ausgelassen oder zeigt keine Reaktionen. Häufig wechseln Kinder auch zwischen Gefühlszuständen -von tiefer Trauer hin zum unbeschwerten Spiel. Von Erwachsenen wird diese Reaktion oft falsch verstanden. Sie ist jedoch eine reine Schutzvorkehrung der kindlichen Seele. Kinder brauchen Trauerpausen und können sich nicht fortwährend mit ihrer Trauer beschäftigen: eine gesunde Entwicklung würde dadurch erschwert.
Die Anschaffung eines neuen Tieres sollten Sie unbedingt mit Ihrem Kind absprechen. Das Kind hatte einen Bezug zu seinem Tier und dieses ist nicht einfach ersetzbar und würde falsche Zeichen setzen.
Schon gar nicht sollte man Kindern die Konfrontation mit dem Tod ersparen, sie gehört zum Leben dazu. Nur durch Erfahrungen kann das Kind lernen, dass diese schmerzhaft sein können, es jedoch mit seinen Gefühlen und Ängsten nicht allein gelassen wird. Das Beisein bei der Beerdigung erleichtert dem Kind das Begreifen der Geschehnisse und gibt ihm Gelegenheit zum Abschiednehmen. Zeigen Sie Ihrem Kind Ihre eigene Trauer, trösten Sie sich gegenseitig! Die Erinnerung an schöne gemeinsame Erlebnisse mit dem Tier und das Betrachten von Fotos kann Ihnen dabei vielleicht helfen.
Wenn Ihr Kind auf einem Spaziergang ein totes Tier entdeckt und neugierig Fragen stellt, erklären Sie ihm ruhig die natürlichen Vorgänge. Eine abweisende Haltung spüren Kinder und übernehmen sie allzu leicht. Diese nicht emotionale Begegnung mit dem Tod ist der ideale Zeitpunkt Kinder über die Endlichkeit eines jeden Lebens aufzuklären, ohne, dass sie dabei durch ein eigenes Gefühlschaos belastet werden. Das Wissen um diese Abläufe und die Bestätigung der Eltern, dass ein Verlust nicht Verlassensein bedeuten wird, ist tröstlich und hilfreich.
Der letzte Weg
Nicht immer haben wir das Glück, dass unser geliebtes Pelztier im hohen Alter friedlich einschläft. Wird es durch einen Verkehrsunfall aus dem Leben gerissen, stehen wir unvermittelt vor einem Scherbenhaufen. Bei einer lebensbedrohlichen Krankheit ist es oft an uns, die Entscheidung zu treffen die Qualen unseres Tieres zu beenden. Niemanden fällt dies leicht – was nützt der Verstand, wenn einem das Herz blutet? Unsere Tiere sind von uns und unseren Entscheidungen abhängig, wir sollten uns stets bemühen, die beste Wahl für sie zu treffen. Gehen Sie den letzten Weg gemeinsam, auch das gehört dazu…
Über die Möglichkeiten der Beisetzung berichten wir ebenfalls in dieser Ausgabe. Ob Einäscherung oder Grab im Garten – ein Ort der Erinnerung kann bei der Trauerarbeit hilfreich sein – und wenn diese Erinnerungen in Ihrem Kopf sind, dann ist das natürlich auch in Ordnung!
Eine neue Katze?
Während der eine sich ein Leben ohne Tier nicht vorstellen kann und sofort einem neuen Fellbündel ein Zuhause gibt, brauchen andere Zeit, um in Ruhe zu trauern, bis sie sich einem neuen Lebewesen widmen können. Diese Entscheidung ist und bleibt ganz individuell. Auf jeden Fall sollten Sie sich keine Gedanken machen, dass Sie ihrem Verstorbenen Tier „untreu“ werden. Es hat einen festen Platz in Ihrem Herzen, den ihm niemand nehmen kann!
Es gibt nur einen Fehler bei der Trauer: nicht zu trauern! Lassen Sie Ihren Gefühlen freien Lauf, tun Sie, was Ihnen gut tut. Auch wenn man es im Moment des Verlustes nicht glauben mag, irgendwann tut es weniger weh und die schönen Erinnerungen werden überwiegen.
Buchtipps für Kinder:
Leb wohl, lieber Dachs, Susann Varley
Adieu, Herr Muffin, Ulf Nilsson
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