Warum Katzen auf die Couch gehören und man sie trotzdem lieben muss.
„Dass Ihr Euch so von diesen Tieren abhängig macht“, bekam ich zu hören als ich neulich für einige Tage auf die Katze meiner Schwester aufpasste. Gut, dazu muss man sagen, dass wir einige Zugstunden auseinander wohnen. Man darf vielleicht auch nicht unter den Tisch fallen lassen, dass meine Schwester sehr nette Nachbarinnen hat, die bereit wären, der Katze Futter zu geben, das Klo sauber zu machen und ihr die Tür zum Garten zu öffnen. Wozu also ein Ganztags-Catsitter?
Es gibt viele Menschen, die die Liebe zu Katzen nicht nachvollziehen können. Vielleicht mit gutem Grund. Katzen sind gerissen, sie kratzen, fauchen, sind stur und betrachten Zweibeiner allenfalls als Personal. Und wer die Lebenserinnerungen des bekannten Katzendoktors Louis C. Camuti gelesen hat, wird wissen, wozu diese Viecher noch alles in der Lage sind.
Ich kenne selber viele Katzen, die einen Spleen haben. Lucy, die Katze meiner Schwiegereltern beispielsweise, bekommt hysterische Anfälle wenn mehr als drei Personen das Wohnzimmer betreten. Meist flüchtet Lucy bei Besuch für Stunden in den Garten. Sobald die Luft wieder rein ist rennt sie – jawohl – als erstes auf die Katzentoilette.
Der weiße Perserkater einer Freundin erinnert an ein kleines außerirdisches Wesen, das direkt vom Himmel auf die Erde geplumpst ist, und jeden Tag aufs neue darüber staunt, was es auf dieser Welt so alles gibt. Auch das Fressen wird vom „kleinen Weißen“ bestaunt – jedenfalls solange bis es von der zweiten Katze meiner Freundin vernichtet wird.
Auch bei Feli, der Katze meiner Schwester, könnte man sich fragen, ob in den 16 Quadratdezimetern Fell wirklich drin ist was drauf steht. Denn obwohl Feli einen wunderschönen Garten mit Mäusen, Vögeln und anderen Jagdobjekten direkt vor der Nase hat, liegt sie am liebsten wie ein kleiner Buddha auf ihrem Kissen vor dem Fenster. Wozu sich bewegen wenn es Fressen auf Rädern gibt?
Die Liste mit verrückten Katzen könnte man endlos weiterführen. Doch dann gibt es auch diese Geschichten wie die von „Katerchen“ und meinem Onkel. Katerchen war ein selbstbewusster kleiner Kater, der vor vielen Jahren bei meiner Tante und meinem Onkel vor der Tür stand.
„Das Tier kommt mir nicht ins Haus!“, hatte mein Onkel in unmissverständlichem Ton gerufen. Einen Tag später hatte Katerchen es sich im Korb des Familienhundes – einem Riesenschnauzer – gemütlich gemacht und ließ sich von seinem neuen Hofstaat bedienen. Nachts stromerte er durch die Nachbargärten.
Wenige Zeit darauf erkrankte mein Onkel an Krebs und konnte oft vor Schmerzen nicht schlafen. Der Kater stellte daraufhin seine Jagdtouren ein und leistete ihm Gesellschaft – jede Nacht bis mein Onkel starb.
Ich gebe zu, dass solche Geschichten nicht so spektakulär sind wie die von Hunden, die Menschen aus brennenden Häusern oder Schneelawinen retten. Auch Serienhelden wie „Fury“ oder „Flipper“ würden bei solchen Anekdoten wahrscheinlich nur milde lächeln.
Und doch: Gibt es Tiere, die den Seelenzustand eines Menschen so genau erspüren wie Katzen? Die genau wissen, wann man Liebeskummer hat oder Stress bei der Arbeit? Ich kenne kaum einen anderen Vierbeiner, der einen durch seine unaufdringliche Anwesenheit so gut trösten und beruhigen kann wie die Samtpfote.
Darüber hinaus bin ich davon überzeugt, dass das Schnurren einer Katze Glückshormone im Gehirn aktiviert. Es gibt doch nichts Schöneres als einen Sofatiger, der gemütlich zusammengerollt im Bücherregal liegt und vor sich hin brummt. Oder ein Pelztierchen, das sich einem abends auf die eiskalten Füße legt. Mag sein, dass auch wir Katzenhalter ein bisschen spleenig sind – eine Zugfahrkarte sind mir diese Dinge durchaus wert.
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