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Wenn Mieze eifersüchtig ist: Spannungen unter Katzen lösen

Wie leicht kann der Frieden im Katzenhaushalt doch gestört werden, wenn eine der vorhandenen Katzen sich benachteiligt fühlt! Das Gefühl der Eifersucht ist nicht nur uns Menschen bekannt, sondern spielt auch eine große Rolle im Leben der Katze.

Als Ausdruck von schmerzhaften Verlustängsten, aggressiven Wutausbrüchen oder sogar als Mordmotiv zeigt sich die Eifersucht beim Menschen und demonstriert eindrücklich ihren hohen emotionalen Stellenwert im menschlichen Beziehungsgeflecht. Wer sich sorgt, etwas Geliebtes zu verlieren, der reagiert eifersüchtig. Während die Gründe für die Eifersucht beim Menschen oft in einem verspürten Mangel an Aufmerksamkeit, Liebe oder Anerkennung liegen, zeichnen sie sich bei der Katze in einem schmerzhaften befürchteten Verlust von Ressourcen jeglicher Art ab. Ressourcen sind sozusagen die immateriellen und materiellen Güter der Katze, das, was sie zum Leben benötigt, und das, was sie an Annehmlichkeiten schätzt. Wenn ihr eben Ressourcen wie Nahrung, Sozialpartner oder auch Ruheplätze von einer anderen Katze oder von einem anderen Lebewesen streitig gemacht werden, reagiert die Katze eifersüchtig. Sie versucht ihre Stellung und den weiteren Zugang zu Annehmlichkeiten zu sichern. Besonders dort, wo die Katze sich emotional stark bindet, ist sie anfällig für die Eifersucht. Katzen, die sehr geliebt werden und ihrerseits enge Beziehungen zu einem Menschen oder einem anderen Tier eingehen, verspüren die Verlustangst besonders stark. Die Folgen der starken Verlustangst können drastisch sein und sich in aggressivem Verhalten oder völligem emotionalen Rückzug äußern.

Wie empfindet die eifersüchtige Katze?
Die Eifersucht ist ein äußerst vielschichtiges Gefühl. Sie entsteht aus dem Sicherheitsbedürfnis der Katze und tritt besonders vehement auf, wenn sie sich in dem, was sie am wichtigsten findet, bedroht fühlt. Sie wird mit Angst reagieren, aber auch möglicherweise mit Aggressionen dem Objekt der Eifersucht gegenüber. Bei vielen Tieren stellt sich auch ein Gefühl von großer Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit ein. Kurzum, die Eifersucht verursacht Stress mit all seinen negativen Auswirkungen. Je nach Persönlichkeit der Katze wird sie mit diesem Gefühl individuell umgehen. Eine eher extrovertierte Diva wird unverzüglich zum Angriff übergehen, den potenziellen Gegner in die Schranken weisen und ihren berechtigten Anspruch massiv mit Krallen und Zähnen verteidigen. Eher introvertierte, schüchterne Naturen werden sich zunächst immer mehr zurückziehen, den Eindringling misstrauisch aus der Ferne beobachten und eventuell sogar ihren Lebensmut verlieren.
Sicher wird jede Katze kurzfristig damit umgehen können, dass eine andere Katze gestreichelt wird oder ein besonderes Leckerli erhält. Fühlt sie sich aber dauerhaft übergangen oder zurückgesetzt, so wird die Negativspirale der Eifersucht in Gang gesetzt. Die Eifersucht ist eine Art Frühwarnsystem, sie zeigt der Katze an, dass die Balance in ihrem Leben gestört ist, und fordert sie geradezu zum Handeln auf. Auch in ihrem Gehirn gerät einiges aus dem Gleichgewicht. Der Serotoninspiegel, der für Wohlbefinden zuständig ist, sinkt, und auch der Oxytocinspiegel, der für eine harmonische Bindungsfähigkeit zuständig ist, ist herabgesetzt. Jedes Tier will wieder zu einem seelischen Gleichgewicht finden, also versucht sie, durch eine Verhaltensänderung den Zustand wiederherzustellen – leider nicht immer mit Erfolg. Im positiven Fall führt das Gefühl der Eifersucht dazu, dass man sich besonders anstrengt, seine Beziehungen intensiviert und seine Ressourcen wertschätzt. Im negativen Fall führt die Eifersucht zu destruktivem Verhalten, sie macht aggressiv gegen sich selbst oder gegen andere Katzen oder Menschen, sie führt zu Ängsten und Phobien, sie führt zu Orientierungslosigkeit und dem mentalen Rückzug, und sie macht die Katze auf Dauer krank, da die Katze den mit der Eifersucht einhergehenden erhöhten Stresslevel nicht ewig kompensieren kann und so typische stressinduzierte Krankheitsbilder wie Hautprobleme, Appetitlosigkeit, Verdauungsschwierigkeiten oder Unsauberkeitsprobleme gefördert werden. Dauerhaft führt die nicht beachtete Eifersucht einer Katze zu einer Veränderung in der Persönlichkeit und zu einem verminderten Wohlbefinden und Glücksgefühl der Katze.
Für Katzen ist das Revier die Summe aller überlebenswichtigen Ressourcen, es sichert ihr in der freien Natur das Überleben, indem es Versteckmöglichkeiten, Beutetiere und potenzielle Paarungspartner bietet. In unserem Katzenhaushalt erhalten weitere Faktoren eine enorme Wichtigkeit für die Samtpfoten, wie Zuwendung, Kommunikation und Aufmerksamkeit. So wird eine Katze eine Artgenossin immer zunächst als einen Eindringling empfinden und genau abschätzen, welche Gefahr diese für ihre Privilegien darstellt. Daher ist es wichtig, jeder Katze das Gefühl zu geben, dass für sie gesorgt ist und dass sie sich in ihrem Schlaraffenland nicht um die Zukunft sorgen muss.

Eifersucht vermeiden
Die Eifersucht kann Beziehungen stark belasten oder sie sogar zerstören, daher sollte ein vermehrtes Augenmerk auf die Harmonie im Katzenhaushalt und auf die Prophylaxe von möglichen Anlässen von Eifersucht gelegt werden. So früh wie möglich vor dem geplanten Familienzuwachs – egal ob Baby oder Zweitkatze – über Maßnahmen zur Vermeidung von Eifersüchteleien nachdenken. Ein wichtiger Lebensmittelpunkt im Leben der Katze ist ihr Mensch, er ist ihre Familie, zu ihm pflegt sie eine enge Beziehung und von ihm wünscht sie sich Anerkennung und Aufmerksamkeit. Gift für die Harmonie im Mehrkatzenhaushalt ist deshalb der Zeitmangel der Bezugspersonen. Jede Katze braucht die ungeteilte Aufmerksamkeit ihres Frauchens, denn die aufmerksamen Vierbeiner spüren es sofort, wenn wir uns nur noch halbherzig mit ihnen beschäftigen mögen. Was genau in diesen Zeiten des Beisammenseins getan wird, ist stets abhängig von der Persönlichkeit und der Erwartungshaltung unserer Mitbewohnerin. Während die eine Samtpfote auf Kuschelstunden auf dem Sofa nicht verzichten möchte und diese nicht mit anderen Katzen oder einem neuen Menschen teilen möchte, ist für den anderen Stubentiger das ausgelassene Spiel ein Quell des Wohlbefindens. Bevor also über die Anschaffung einer weiteren Katze nachgedacht werden kann, sollte man zunächst überlegen, wie viele Personen im Haushalt wie viel Zeit wirklich effektiv für die Katzen aufbringen können. Qualitätszeit für die Katze bedeutet eben nicht, ihr im Vorbeigehen über den Rücken zu streicheln, sondern unsere Zuwendung wird nur als angenehm empfunden, wenn wir uns auch wirklich als aufmerksame und liebevolle Partner die nötige Zeit nehmen. Hat man sich nun für eine weitere Katze entschieden, so darf sich die schon vorhandene auf keinen Fall zurückgesetzt fühlen, denn Zeit ist ein kostbares Gut in unserer Gesellschaft, und nur wer diese für mehrere Katzen erübrigen kann, sollte über einen Neuzugang nachdenken. Konflikte und Eifersucht vermeidet man auch, indem man Ressourcen im Überfluss bereitstellt. Jede Katze erhält also diverse Schlaf- und Rückzugsplätze, eigene Futterschüsseln und natürlich auch mindestens eine eigene Katzentoilette. Katzen können das Teilen auch lernen. Dazu kann man es sich zur Gewohnheit machen, dass die Aufmerksamkeit für die eine Katze auch gleichzeitig etwas Gutes für die andere bedeutet und diese nicht gezwungen ist, sehnsüchtig zuzusehen, wenn die Konkurrentin Streicheleinheiten von ihrem Lieblingsmenschen erhält. So kann man beispielsweise, wenn man mit der einen Katze schmust oder spielt, der anderen einen gefüllten Futterball, ein mit Leckerbissen bestücktes Fummelbrett oder ein Duftkissen zur Beschäftigung geben. Sie lernt nun: „Ah, wenn mein Mensch sich um den Carlo kümmert, gibt es was besonders Tolles für mich. Ich bin also wichtiger als er.“

Das Bedürfnis nach Nähe und Aufmerksamkeit sollte immer schon vorsorglich erfüllt werden und nicht erst, wenn bereits Anzeichen für Eifersucht erkennbar sind. Weiterhin kann man sich auch gerade mit einer Katze intensiv beschäftigen, wenn die andere zufälligerweise gar nicht anwesend ist. Ist also Carlo im Garten oder auf dem Balkon unterwegs, so können Sie mit Mieze besonders intensiv und ungestört spielen.

Ganz allgemein sollte unerwünschtes Verhalten wie Anstarren oder übermäßiges Maunzen registriert werden, um es als Indikator für das Ausmaß des Problems zu sehen und nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Unhöfliche Verhaltensweisen werden ignoriert und nicht weiter kommentiert; gewünschtes Verhalten wird von uns positiv begleitet, belohnt und mit schmackhaften Leckerbissen versüßt. Auf keinen Fall sollten Katzen für ihre eifersüchtigen Handlungen bestraft werden, dies würde lediglich die Situation noch verschlechtern und zu der Entstehung von Ängsten führen. Wer seine kleinen Kratzbürsten genau beobachtet, der kann gewisse sich wiederholende Verhaltensmuster frühzeitig erkennen und positiv korrigieren. Ist die Eifersucht der Katze allerdings übermäßig ausgeprägt, sollte professioneller Rat hinzugezogen werden. Das gilt ganz besonders, wenn sich ein starkes Aggressionsverhalten bereits gegen Familienmitglieder oder die Artgenossin etabliert hat.

Wie erkennt man vorhandene Eifersucht?
Stellen Sie sich folgendes häufiges Eifersuchtsszenario vor: Der Familienvater liegt mit der Perserkatze auf dem Bauch auf dem Sofa und streichelt die schnurrende Katzendame. Der Kater kommt in der Hoffnung auf eine kleine Spielgelegenheit dazu und sieht die traute Zweisamkeit seines Lieblingsspielpartners mit der aus seiner Sicht langweiligen Katzendame. Worin äußert sich nun seine Eifersucht? Der Kater kann der Welt seinen Unmut nun durch sehr unterschiedliche Verhaltensweisen kundtun: Er fängt lautstark an zu meckern, kratzt mit einem Seitenblick auf seinen Menschen an dem Sofa oder setzt sich in das Sichtfeld der Katzendame und starrt sie unhöflich an. Die ausgeprägte Eifersucht unter Katzen kann häufig auch von einer sich langsam aufbauenden Aggressionskette begleitet werden. Zunächst erfolgt meist eine Drohphase, in der die Kontrahenten sich ausdauernd anstarren und ihren Körper anspannen. Bei manchen Katzen spiegelt sich die Anspannung auch in dem aufgestellten Fell und den geweiteten Pupillen wider. Im Laufe dieser Eskalation kommt es nun zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung, oder aber einer der Kontrahenten räumt nach dieser ausgeweiteten Drohphase das Feld und zieht sich zurück. Tatsächlich können sich Katzen noch sehr lange Zeit an solche Konfrontationen erinnern und warten dann auf eine günstige Gelegenheit, es der anderen Katze heimzuzahlen und diese zu einem günstigen Zeitpunkt zu mobben.

Diese heimischen Auseinandersetzungen haben einen evolutionsbiologischen Ursprung, denn unsere kleinen „Wildkatzen“ folgen damit ganz ihren natürlichen Instinkten. In der Sprache der Biologie bedeutet Eifersucht nämlich Folgendes: Unsere Katze reagiert immer mit einem eifersüchtigen Verhalten auf Konkurrenz, wenn diese ihr bestimmte Besitztümer oder Privilegien streitig macht. Ebenso, wenn ein anderes Lebewesen eine für sie erstrebenswerte Ressource beansprucht und diese nicht teilen mag. Die Eifersucht weckt den Überlebensinstinkt der Katze, sie sorgt dafür, dass überlebenswichtige oder aber auch einfach nur angenehme Faktoren für ihr Leben gesichert und verteidigt werden. Es ist also eine ganz natürliche und biologisch sinnvolle Eigenschaft unserer Katze, die nur leider manchmal allzu hart mit unserer menschlichen Lebenswelt kollidiert.
Für die gestressten Katzenbesitzer ist es daher schon ein großer Fortschritt, erst einmal anzuerkennen, dass ihr kleiner Liebling überhaupt so eine Emotion wie Eifersucht auch zu verspüren vermag. Eifersüchteleien und das damit einhergehende aufmerksamkeitsheischende Verhalten wird nämlich hauptsächlich als störend und nervenaufreibend empfunden, dabei ist es schlicht eine Lösungsstrategie für unsere Katze, um uns auf vorhandene Defizite aufmerksam zu machen. Wir sollten daher diese für alle Beteiligten unangenehmen Situationen als Chance sehen, unsere eigenen Verhaltensweisen zu reflektieren und an der Qualität der Beziehungen zueinander weiter zu arbeiten.

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MK

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