Aufwendige Studien belegen nun, was viele Katzenhalter schon lange wussten: Tierfutter-Gigant Mars Petcare, Hersteller von bekannten Futtermarken wie Whiskas, Sheba und Felix, hat vom hauseigenen WALTHAM® Centre for Pet Nutrition Studien zur Katzenernährung durchführen lassen und in seiner neusten Pressemeldung darauf hingewiesen, dass eine kombinierte Fütterung von Trocken- und Feuchtfutter die Gesundheit der Katze fördert. Es stellt sich die Frage nach der Unabhängigkeit der Untersuchungen.
Drei Studien des WALTHAM® Centre for Pet Nutrition, das unter der Schirmherrschaft von Mars Petcare steht, sollen die optimale Fütterungsform für die Katze belegen. „Die richtige Mischung von Feucht- und Trockenfutter vereint die Vorteile beider Futtertypen. Dies haben viele Katzenhalter bei der Fütterung ihrer Tiere schon immer instinktiv richtig gemacht“, so Dr. Cornelia Ewering, Tierärztin und Ernährungsexpertin bei Mars Petcare, in der Unternehmensmitteilung vom 27. Oktober 2011.
Unter Katzenhaltern ist schon lange bekannt, dass eine ausschließliche Trockenfütterung zu einer erhöhten Gefahr für Nieren- und Blasensteinen führen kann. Auf der Produktseite von Whiskas betont Mars Petcare, „Ob Feucht- oder Trockenfutter oder eine Kombination aus beidem, alles ist möglich.“ Da Trockenprodukte kaum Wasser enthalten, müsse die Katze deutlich mehr trinken. In der Studie des Mars-eigenen Forschungszentrums rudert das Unternehmen nun zurück: „Mit der Gabe von Trockenfutter wird selbst bei reichlichem Angebot von Trinkwasser nicht das gleiche Niveau erreicht, wie mit der Gabe von Feuchtfutter“, heißt es in der Studie. Studienleiterin Dr. Abigail Stevenson: „Dass die Erhöhung des Urinvolumens ein positiver Ansatz zur Verringerung des Auftretens von Blasensteinen ist, wussten wir schon länger. Nun zeigen wir erstmals in einer umfassenden Untersuchung, dass ein Feuchtigkeitsgehalt der Nahrung zwischen 53 und 73 Prozent optimale Effekte hat.“ Diesen Feuchtigkeitsgehalt in der Nahrung stelle nur Feuchtfutter sicher.
Eine bereits im Juli veröffentlichte Arbeit aus WALTHAM® zeigte bereits, dass die Feuchtfutter-Fütterung zur Gewichtsreduktion beiträgt. „Das Kontrollieren der Portionen und das Angebot von Feuchtfutter können hilfreiche Maßnahmen für ein Gewichtsmanagement sein“, lautet das Ergebnis.
Dennoch sollen Katzenhalter laut Mars nicht ganz auf die Fütterung von Trockenfutter verzichten: „Zähneputzen, Zahnpflege-Snacks und regelmäßige Checks beim Tierarzt sind der „Goldstandard“ in der Prävention. Unsere Untersuchung zeigt, dass schon das Angebot von Trockenfutter neben der selbst zubereiteten Nahrung deutlich positive Effekte auf die Unterstützung der Maul- und Zahngesundheit der Tiere haben kann“, so Dr. Catherine Buckley, die Autorin der Studie. Dort heißt es wortwörtlich: „Die alleinige Fütterung von Trockenfutter kommt der Zahngesundheit bei Katzen und Hunden entgegen” („Feeding only a dry diet was beneficial for oral health in cats and dogs”).
Unter Katzenhaltern aber ist die Trockenfütterung unter Verruf geraten – und das nicht erst seit Erscheinen von Ulrich Grimms „Katzen würden Mäuse kaufen„. Grund ist neben der Gefahr für Nierenprobleme die meistens unzureichende Zusammensetzung des Futters, die zahnreinigende Wirkung der Kroketten gilt zudem als umstritten. Der Grund: Viele Trockenfutter-Kroketten sind so klein, dass sie von der Katze ohne Kauen geschluckt werden oder aber, falls ein Kauvorgang stattfindet, in kleine Brösel zerfallen, die Rückstände im Maul zurücklassen und einen Nährboden für Bakterien bilden. Der von Mars Petcare propagierte Reinigungsvorgang bleibt so aus. „Um eine effektive Reinigung von Zähnen und Zahnfleisch zu erreichen, muss das Futter einige Zeit mit beidem in Berührung bleiben“, heißt es auch im Artikel „Die Wahrheit über Trockenfutter“ von Michelle Bernand.
Studie – ja. Unabhängig? Nein
Leider fehlen unabhängige Studien zur Wirkung von Trockenfutter auf die Zahngesundheit. Auch das WALTHAM® Centre for Pet Nutrition steht unter der Schirmherrschaft von Mars Petcare. Die Initiative des Unternehmens zur Ernährungsforschung bei Katze und Hund ist lobenswert – dennoch stellt sich die Frage nach der Unabhängigkeit der Studien. „Waltham unterstütz nahmhafte Marken wie Whiskas®, Pedigree®, Trill®, Cesar®, Sheba®, Kitekat®, Aquarian®, Winergy® and Royal Canin”, heißt es auf der Unternehmenshomepage des WALTHAM® Centre for Pet Nutrition. Davon, dass Mars Petcare Waltham unterstützt und nicht anders herum, wird hier natürlich nichts geschrieben. Das Interesse des Unternehmens an der Verkaufsförderung der eigenen Produkte ist nicht zu verleugnen – über die Fütterung von Rohfleisch wird in der vom Futterkonzern gesponserten Studie darum nicht gesprochen. Auf der Whiskas Homepage heißt es hierzu: „Rohes Fleisch kann Krankheitserreger enthalten. Insbesondere über rohes Schweinefleisch kann das Virus der Aujeszkyschen Krankheit, die bei der Katze stets tödlich verläuft, übertragen werden. Aber auch in rohem Fisch, Rind- und Geflügelfleisch können Erreger wie Salmonellen und Wurmlarven stecken. Da diese erst bei sehr hohen Temperaturen abgetötet werden, sollte Fleisch nie roh verfüttert werden.“
Nichts desto trotz: Viele Katzenhalter, denen Zeit oder Interesse fehlt, sich genau mit der Ernährung ihres Vierbeiners auseinanderzusetzen, greifen im Supermarkt zu Produkten von Mars Petcare oder vertrauen auf die beim Tierarzt ausliegenden Broschüren des gleichen Unternehmens. Die Abkehr von der bisherigen Firmenphilosophie zu einer Mischfütterung ist darum immer noch als positiv anzusehen.
Quellen:
Pressemitteilung Mars Petcare
WALTHAM® Centre for Pet Nutrition
Studie zur Zahngesundheit, Mars Petcare
Studie zur Gesundheit der Harnwege, Mars Petcare
Studie zur Gewichtsreduktion, Mars Petcare
Artikel „Die Wahrheit über Trockenfutter“ von Michelle Bernand (Deutsche Übersetzung)
Artikel „Feline Nutrition“ von Max House (Deutsche Übersetzung)
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