Schon wieder ist ein Jahr vergangen, schon wieder steht Weihnachten vor der Tür. Auch wir möchten uns nun bis zum 27. Dezember 2009 in den Weihnachtsurlaub verabschieden! Als kleines Bonbon haben wir Ihnen eine kleine, reale Weihnachtsgeschichte aus dem 19. Jahrhundert mitgebracht: Den Leitartikel „Is there a Santa Claus“, der am 21. September 1897 in der New York Sun erschien – zwar ohne kätzische Protagonisten, aber dennoch bewegend!
Gibt es einen Weihnachtsmann? Diese Frage stellte die achtjährige Virginia O’Hanlon im Jahr 1897 der damaligen New Yorker Zeitung New York Sun. Die Antwort des Redakteurs und Kriegskorrespondenten während des amerikanische Bürgerkriegs, Francis P. Church, zierte das Editorial der Zeitung auf Seite 6 – und gewegt heute noch Tausende von Menschen zur Weihnachtszeit. Der Artikel ist mittlerweile zu einem der meisten nachgedruckten Leitartikel überhaupt in englischer Sprache geworden.
Lieber Redakteur!
Ich bin 8 Jahre alt.
Einige meiner kleinen Freunde sagen, dass es keinen Weihnachtsmann gibt.
Papa sagt: ‚Wenn du es in der Sun siehst, ist es so.‘
Bitte sagen Sie mir die Wahrheit: Gibt es einen Weihnachtsmann?
Virginia O’Hanlon.
115 West Ninety-fifth Street.
„Virginia, deine kleinen Freunde haben unrecht. Sie sind beeinflusst von der Skepsis eines skeptischen Zeitalters. Sie glauben an nichts, das sie nicht sehen. Sie glauben, dass nichts sein kann, das für ihre kleinen Geister unfassbar ist. Alle Geister, Virginia, seien sie nun von Erwachsenen oder Kindern, sind klein. In diesem unseren großen Universum ist der Mensch vom Intellekt her ein bloßes Insekt, eine Ameise, verglichen mit der grenzenlosen Welt über ihm, gemessen an der Intelligenz, die zum Begreifen der Gesamtheit von Wahrheit und Wissen fähig ist.
Ja, Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann. Er existiert so zweifellos wie Liebe und Großzügigkeit und Zuneigung bestehen, und du weißt, dass sie reichlich vorhanden sind und deinem Leben seine höchste Schönheit und Freude geben. O weh! Wie öde wäre die Welt, wenn es keinen Weihnachtsmann gäbe. Sie wäre so öde, als wenn es dort keine Virginias gäbe. Es gäbe dann keinen kindlichen Glauben, keine Poesie, keine Romantik, die diese Existenz erträglich machen. Wir hätten keine Freude außer durch Gefühl und Anblick. Das ewige Licht, mit dem die Kindheit die Welt erfüllt, wäre ausgelöscht.
Nicht an den Weihnachtsmann glauben! Du könntest ebensogut nicht an Elfen glauben! Du könntest deinen Papa veranlassen, Menschen anzustellen, die am Weihnachtsabend auf alle Kamine aufpassen, um den Weihnachtsmann zu fangen; aber selbst wenn sie den Weihnachtsmann nicht herunterkommen sähen, was würde das beweisen? Niemand sieht den Weihnachtsmann, aber das ist kein Zeichen dafür, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt. Die wirklichsten Dinge in der Welt sind jene, die weder Kinder noch Erwachsene sehen können. Sahst du jemals Elfen auf dem Rasen tanzen? Selbstverständlich nicht, aber das ist kein Beweis dafür, dass sie nicht dort sind. Niemand kann die ungesehenen und unsichtbaren Wunder der Welt begreifen oder sie sich vorstellen.
Du kannst ein Kaleidoskop aufbrechen und nach den schönen Farbfiguren suchen. Du wirst einige bunte Scherben finden, nichts weiter. Warum? Weil es einen Schleier gibt, der die wahre Welt verhüllt, einen Schleier, den nicht einmal die größte Gewalt auf der Welt zerreißen kann. Nur Glaube und Poesie und Liebe können ihn lüften. Dann werden die Schönheit und Herrlichkeit dahinter auf einmal zu erkennen sein. Ist das alles wahr? Ach, Virginia, in der ganzen Welt ist nichts sonst wahrer und beständiger.
Kein Weihnachtsmann! Gottseidank! Er lebt, und er lebt auf ewig. Noch in tausend Jahren, Virginia, nein, noch in zehnmal zehntausend Jahren wird er fortfahren, das Herz der Kindheit zu erfreuen.“
Quelle: Deutsche Übersetzung “Gibt es einen Weihnachtsmann” auf Wikipedia.de. Den Originaldruck des Artikels von 1897 finden Sie auf der englischsprachigen Wikipedia-Seite: “Yes, Virginia, there is a Santa Claus“
Vorgelesen wird der Brief auf der Seite von Gong 96.3!
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