Der Albtraum eines jeden Katzenfreundes: eines Abends kommt das geliebte Tier nicht von seinem Streifzug zurück. Meist beginnt die Suche schon am nächsten Tag. Plakate werden aufgehängt, Internetseiten mit der Suchmeldung bestückt und das zuständige Haustierregister verständigt. Ist die Katze mit einem Mikrochip eindeutig gekennzeichnet, steigen die Chancen auf eine wohlbehütete Rückkehr nach Hause: Tierärzte oder Tierheime können mit Hilfe eines speziellen Lesegerätes die Identifikationsnummer des Chips herausfinden und so gezielt nach dem Besitzer fahnden.
Über 300.000 Hunde und Katzen entlaufen jedes Jahr in Deutschland. Ein Großteil kehrt nie wieder zurück – unter anderem auch, weil der Halter nicht ausfindig gemacht werden kann. Eine eindeutige Kennzeichnung des Tieres verspricht Abhilfe. Wurden Hunde und Katzen lange Zeit durch eine Tätowierung der Ohren gekennzeichnet, wird nun die eindeutige Kennzeichnung per Mikrochip empfohlen.
Im Gegensatz zur Tätowierung ist die Kennzeichnung weniger schmerzhaft. Während der Tätowierung werden Stahlnadeln durch das Ohr der Katze geschossen und die Wunde anschließend mit Tätowierfarbe eingerieben – die Injektion des reisgroßen Chips mittels spezieller Kanüle ist dagegen nahezu schmerzlos. Während eine Tätowierung im Laufe der Jahre verblasst und gerade bei dunkelhäutigen Tieren schlecht zu erkennen ist, hält der Mikrochip ein Tierleben lang. Zudem ist die Kennzeichnung via Tätowierung verwechselbar: Jeder Tierarzt und jeder Zuchtverband besitzt hier einen eigenen Code. Nicht so beim Mikrochip: Der fünfzehnstellige Code ist weltweit einmalig und kann mit einem speziellen Lesegerät ausgelesen werden.
Wichtig auch für den tierischen Reiseverkehr: Nach der Änderung der Europäischen Haustierordnung 2004 muss jeder Tierhalter, der mit Hund, Katze oder Frettchen reist, einen speziellen „Heimtierpass“ für seinen vierbeinigen Begleiter bereithalten. Hierzu ist eine eindeutige Kennzeichnung nötig: Bis 2011 ist noch eine Tätowierung erlaubt, ab dann ist ein Transponder zwingend vorgeschrieben.
Ein wichtiges kleines Ding, von sämtlichen Tierschutzvereinen wärmstens empfohlen. Der Chip erschwert das Aussetzen von gekennzeichneten Tieren, entlaufene Vierbeiner können Ihren Besitzern zurückgeführt werden. Gerade bei Zuchttieren ist die eindeutige Kennzeichnung zum Eigentums- und Abstammungsnachweis wichtig – möglichst, ohne äußerliche Spuren zu hinterlassen. Nicht zuletzt scheint die Seuchengefahr im europäischen Ausland durch das Führen des EU-Haustierpasses mit sämtlichen Impfunterlagen und der eindeutigen Kennzeichnung des Tieres eingedämmt. Alles perfekt, sollte man meinen.
Leider nicht: Der Chip soll genau wie das wiederholte Impfen an einer Stelle krebsähnliche Geschwüre auslösen können. Bisher gäbe es noch keine Untersuchungen, welche Auswirkungen der Transponder im Katzenkörper wirklich hat. Ist der Chip wirklich ungefährlich?
Aufregung in Fachkreisen erregt ein Befund des Institutes für experimentelle Pathologie in Hannover. Im Rahmen einer Studie zur Krebsentstehung wurden die beteiligten Mäuse zur individuellen Identifizierung mit den genannten Mikrochips gekennzeichnet. Unabhängig von der Behandlung im Rahmen der Studie entwickelten 36 der implantierten Mäuse Tumore mit dem implantierten Mikrochip im Zentrum.
Auch Forschungen der toxikologischen Abteilung der Bayer AG in Kansas berichten von durch Mikrochips hervorgerufenen Krebsgeschwüren bei Ratten.
Ein anerkanntes toxikologisches Gutachten steht bisher aus, Langzeitbeobachtungen mit gechipten Tieren gibt es nur wenige. Sollten Tierbesitzer also auf die Kennzeichnung ihres geliebten Vierbeiners verzichten, um die Gefahr der Krebserstehung zu bannen? Hier lohnt sich ein Blick auf den Chip selber: Dieser ist aus Bioglas gefertigt – einem Material, das sogar als Knochenersatzmaterial für Menschen genutzt wird. Der Transponder selbst ruht inaktiv im Tier, er wird nur beim Ablesevorgang kurzzeitig durch die niederfrequenten Radiowellen des Lesegerätes aktiviert und sendet die Nummer zum Lesegerät. Wichtig: Laut Herstellerangaben kann der Chip nicht durch äußere Einwirkung zerstört werden und zerbricht auch bei einem Aufprall nicht.
Nichts desto trotz: Es fehlen nach wie vor Langzeituntersuchungen am Tier. So lange diese Untersuchungen nicht vorliegen, bleibt es beim Gelehrtenstreit und Panikschieben: Wem soll der Tierhalter mehr Achtung schenken? Dem Hund, der seinen Transponder seit zehn Jahren ohne Probleme trägt oder der Maus, um deren Chip sich ein Sarkom bildete?
Auch hier gilt es, nicht in Panik zu verfallen, sondern Kosten und Nutzen abzuwägen und sich zu informieren. Wer mit seiner Katze ins Ausland reisen will, kommt um die elektronische Kennzeichnung nicht herum. Allen anderen steht es frei, zu wählen: Zwischen der schmerzhaften und uneinheitlichen Tätowierung oder einem Mikrochip, deren Auswirkungen auf den Katzenkörper noch nicht ganz untersucht ist und der im Verdacht steht, Krebs zu erregen.
Oder für die Möglichkeit, die Katze nicht kennzeichnen zu lassen: Der denkbar schlechteste Weg.
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