Katzen sind die beliebtesten Haustiere in Deutschland. Trotzdem landen jedes Jahr rund eine halbe Million von ihnen auf der Straße, weil sie aus Gründen, die eigentlich keine sind, ausgesetzt werden. Denn für den bevorstehenden Urlaub oder momentane Geldnot lässt sich immer eine Lösung finden. Tatsache ist: Ein Tier auszusetzen ist strafbar! Was aber, wenn Sie ein Tier finden?
Zuerst einmal ist es wichtig, dass Sie ruhig bleiben und sich einen Eindruck von der Situation machen. Kann es sein, dass das Tier ein Freigänger ist und lediglich eine Runde in seinem Revier dreht? Hat es ein Halsband? Ist es vielleicht eine Mutterkatze, die ihre Kitten in der Nähe versteckt hat und deswegen nicht einfach eingefangen werden darf? Was sagt Fundort und Zustand des Tieres aus?
Beobachten Sie das Tier nach Möglichkeit einige Zeit und entscheiden dann, wie Sie vorgehen wollen. Seien Sie in erster Linie vorsichtig und begeben Sie sich nicht in Gefahr. Das Tier könnte krank oder gefährlich sein und damit unerwartet reagieren. Wirkt es aggressiv, hat es Schaum am Maul oder sieht struppig und dreckig aus, kommen Sie ihm nicht zu nahe und verständigen Sie die Polizei, Feuerwehr oder einen örtlichen Tierschutzverein.
Haben Sie das Tier jedoch an sich genommen, weil Sie die Situation überblicken können oder eine schnelle Handlung erforderlich war (Tier befand sich z.B. in Gefahr) und Sie in der Lage sind, das Tier zu versorgen, leisten Sie erste Hilfe. Am sichersten und saubersten ist es, den Findling vorläufig im Bad unterzubringen. Wasser und eine Toilette mit Streu oder Zeitungspapier sollte zur Verfügung gestellt werden und wenn nötig, sollten die Wunden versorgt und das Tier warm gehalten werden.
Auf keinen Fall sollten Kinder oder andere Tiere mit dem Findling in Berührung kommen, solange der Gesundheitszustand nicht klar ist. Gehen Sie deshalb so schnell wie möglich mit ihm zum Tierarzt. Er versorgt es fachmännisch und überprüft, ob das Tier einen Chip hat. Ist dies der Fall, ist es bei Tasso registriert. Tasso e.V. ist einer der größten Tierschutzvereine in Deutschland, der entlaufenen und gefundenen Tieren und deren Haltern hilft (24 Stunden-Hotline: 06190-937300, unter www.tiernotruf.org findet sich eine Datenbank vermisster Tiere). Bei Registrierung kann so der Besitzer einfach ausfindig gemacht und verständigt werden.
Ist kein Chip vorhanden, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder, Sie melden sich bei der Polizei, dem Tierheim und dem örtlichen Ordnungsamt (bzw. Fundbüro), welches bei schriftlicher Meldung der „Fundsache“ dann die Kosten für den Arztbesuch und die Unterbringung des Tieres übernimmt. In vielen Fällen hat das Tierchen aber Glück und der Finder bringt es nicht über das Herz, es so einfach und ohne über seine Zukunft informiert zu sein, abzugeben oder hat sich gar in den kleinen Findling verliebt. In dem Falle zahlen Sie die Tierarztrechnung und können das Tier erst einmal wieder mit nach Hause nehmen und dort die eventuell notwendige Behandlung fortsetzen.
Nun haben Sie trotzdem die Pflicht, sich darum zu kümmern, den Besitzer ausfindig zu machen. Denn auch wenn die Chancen eher schlecht stehen, ist der kleine Findling vielleicht nur ausgerissen und seine Herr- und Frauchen sind schon verzweifelt auf der Suche nach ihm. Das Tierheim muss auch hier verständigt werden, dort nimmt man die Daten des gefundenen Tieres auf und vergleicht sie mit den Listen vermisst gemeldeter Tiere der Umgebung. Sehr hilfreich ist es auch, das gefundene Tier bei verschiedenen Suchdiensten im Internet vorzustellen. Die bekanntesten sind dabei die Seiten www.tierschutzverzeichnis.de, www.katzensuchdienst.de und https://katzen.dtp-internet.com.
Einfach und effektiv ist es auch, Fundmeldungen in Form von Plakaten oder Flyern mit Beschreibung und Foto des Tieres in der Nähe der Fundstelle aufzuhängen, am besten mit einer Klarsichtfolie geschützt. Angaben über den Zeitpunkt des Fundes und natürlich die Kontaktadresse bzw. Telefonnummer dürfen hier nicht fehlen.
Wenn sich jemand meldet, fragen Sie nach Merkmalen des Tieres, die nur der Besitzer wissen kann, schreiben Sie sich Namen und Nummer des Anrufers auf und bitten Sie ihn, ein Foto oder den Tierpass mitzubringen. Sollte sich niemand melden, überlegen Sie gründlich, wie es weitergehen soll. Möchten Sie den Findling behalten oder ein schönes Zuhause für ihn suchen? Bedenken müssen Sie dabei aber unbedingt, dass der eventuelle Vorbesitzer sechs Monate lang die Rechte an seinem Tier behält und es danach erst in den Besitz des Finders bzw. der vermittelten Familie übergeht.
Viel Glück!
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