Aktuelles Katzengesundheit

Schmerz bei der Katze erkennen

Jeder Katzenhalter hat schon einmal diese Erfahrung gemacht: Eigentlich verhält sich seine Katze normal, irgendetwas kommt ihm aber seltsam vor – und der Tierarztbesuch entlarvt einen vereiterten Zahn oder eine Erkrankung, die der Mieze schon lange Schmerzen bereitet. Mithilfe einer neuen Computeranalyse soll es nun einfacher werden, Schmerz bei der Katze zu erkennen – theoretisch.
Gehören auch Sie zu den Katzenfreunden, die nicht sofort erkannt haben, dass Ihre Mieze schon lange still leidet, sind Sie nicht allein. Katzen sind Meister darin, Schmerzen und Unwohlsein zu verbergen. Das ist kein Wunder: In freier Natur sind Katzen sowohl Jäger als auch Gejagter. Sie sind darauf angewiesen, sich größeren Raubtieren gegenüber nicht als verletzbare, potentielle Beute zu zeigen. Auch das Zusammenleben mit dem Menschen hat nichts an diesem ursprünglichen Katzeninstinkt geändert. Für Katzenhalter ist es darum oft schwer, festzustellen, ob ihre Katze Schmerzen hat – viele Krankheiten werden darum erst spät erkannt.

Gesichtsanalyse
Um klare Anzeichen von Schmerz in Katzen zu identifizieren, haben sich Forscher der British Small Animal Veterinary Association modernster Technik bedient. Mit Hilfe zweidimensionaler Computerkartrographie analysierten sie anatomische Bezugspunkte von schmerzfreien Katzen und solchen, die sich gerade von einer Operation erholten oder sich aufgrund traumatischer oder chronischer medizinischer Beschwerden in der Tierklinik befanden. Zudem wurden 80 Distanzen der 78 Bezugspunkte untereinander gemessen und analysiert.

Während eine Gruppe tiermedizinischer Experten, darunter Tierarzthelfer, Veterinärstudenten und Tierärzte, oft keinen Unterschied zwischen dem Gesichtsausdruck leidender und schmerzfreier Katzen feststellen konnten, war die Computeranalyse eindeutiger: Sechs signifikante Faktoren wurden identifiziert, darunter, wenig verwunderlich, Ohrenposition.

Einsatz in der Praxis
Natürlich kennen Sie Ihre eigene Katze besser als jeder Tierarzt. In wieweit die neue Computeranalyse wirklich zum Einsatz kommt oder das Bauchgefühl eines besorgen Tierhalters ersetzen kann, ist darum fraglich.

Der Tierarzt hat natürlich nur begrenzte Möglichkeiten, um einen schmerzhaften Zustand zu erkennen: Er tastet die Katze ab und versucht, Rückschlüsse auf potentielle Schmerzustände zu schließen. Es gibt sogar Skalen zur Schmerzbeurteilung: So werden die Pupillenweite, die Herz- und Atemfrequenz, Speicheln oder Lautäusserungen sowie die Reaktionen auf verschiedene Druckstärken bei Berührung auf einer Skala von 0 (nicht schmerzhaft) bis 6 (kaum zu ertragender Schmerz) analysiert. Doch das Raubtier Katze verhält sich auch in der Tierarztpraxis anders als Zuhause – schließlich ist die fremde Umgebung bedrohlich und beängstigend, der Schutzmechanismus des Kleinräubers setzt ein! In wieweit diese Schmerzskala dazu geeignet ist, den tatsächlichen Leidenszustand der Katze einzuschätzen, ist darum fraglich. Darum ist es umso wichtiger, dass Sie jegliche Beobachtungen notieren und mit Ihrem Tierarzt teilen. Hat Ihre Katze eventuell schon länger jegliche Sprünge oder das Steigen von Treppen vermieden? Oder ist sie plötzlich wählerisch geworden, was die Textur Ihres Futters angeht?

In jedem Fall gilt: Besser einmal mehr zum Tierarzt fahren als einmal zu wenig. Sie können Ihrer Katze (und sich selber) eine Menge Schmerz ersparen!

Quellen:

Evaluation of facial expression in acute pain in cats

WINN Feline Blog: Facial expressions with acute pain in cats

Schmerzen bei der Katze erkennen und behandeln

Bundesverband für Tiergesundheit: Welche Art von Schmerz gibt es?

Studie zur Evaluation der Reproduzierbarkeit und Objektivität zweier Schmerzskalen bei der Katze