Der Clicker ist ein kleines Gerät – drückt man drauf, knackt es wie diese kleinen Knackfrösche aus dem Spielzeughandel. Aber wie soll man damit Katzen erziehen?
Ich bin Katzenfreund – und das mit voller Absicht. Ein Hund kam für mich nie in Frage, schließlich wollte ich nicht „Herrchen“ (bzw. Frauchen) spielen, nicht erziehen und bestrafen müssen. Meinen Katzen gegenüber muss ich nicht Alpha-Tier sein. Dennoch war und bin ich der Überzeugung, dass sich Katzen erziehen lassen. Sie machen vielleicht nicht Sitz und Hopp – aber sie benutzen das Katzenklo und wissen ganz genau, dass sie auf dem Esstisch nichts zu suchen haben. Meine zumindest – bei den meisten meiner Bekannten sieht es anders aus: Da speisen die Katzen auf dem Tisch und schauen beim Kochen in den Topf.
Wie erzieht man solche „verzogenen“ Tiere? Genau hier fängt die Geschichte an. Die Geschichte eines Selbstversuchs, dem ich selbst skeptisch gegenüberstand – eben, weil ich meiner Katze „Sitz“ und „Hopp“ beibringen sollte. Und das mit Hilfe eines Knackfrosches…
Der Trick mit dem Click
Durch Zufall stieß ich in einem Internet-Katzenforum auf die Erziehungsmöglichkeit mit dem „Clicker“. Während viele Tierbesitzer nach dem Motto „Zuckerbrot und Peitsche“ erziehen, wird dies beim Training mit dem Clicker anders angegangen: Macht die Katze etwas richtig, wird belohnt – macht sie etwas falsch, wird ignoriert. Belohnt wird hier aber nicht durch ein Leckerli oder ähnliches, sondern durch einen „Click“ mit dem Clicker. Erziehung macht Spaß! So steht es auf jeden Fall auf den Kurzbeschreibungen sämtlicher „Clickertraining“-Bücher, die ich mir danach im Buchhandel ansah. Versprechen können Autoren mir viel – was davon wird gehalten? Die positiven Bewertungen im Forum aber haben mich neugierig gemacht. „Es entsteht ein ganz anderes Verhältnis und Verständigung zwischen Mensch und Katze. Gerade bei scheuen Katzen ideal“, schwärmte zum Beispiel Meryem. Zwar halte ich meine Katzen für gut „erzogen“ – meiner übermütigen Kätzin Sakura würde aber etwas Denksport und Abwechslung gut tun. Warum also nicht mal das Clicker-Training ausprobieren? Ich finde mich auf dem Weg zur Kasse wieder.
Schon in der U-Bahn nach Hause überfliege ich die ersten Seiten: Das Tier muss am Anfang des Trainings auf den Clicker „fixiert“ werden, es soll begreifen, dass das Clicken mit einer Belohnung gleichzusetzen ist. Hier fängt es an, kritisch zu werden. Ursprünglich wurde die Methode für das Hundetraining entwickelt: Immer, wenn der Hund richtig auf einen Befehl gehorcht, wird mit dem Clicker geklickt – und sofort danach ein Hundeleckerli gegeben. Die Folge: Nach und nach wird der Click mit dem Knallfrosch als Belohnung erkannt. Der Clicker in der Hand von Herrchen oder Frauchen wird für den Hund etwas Positives – er erwartet eine Belohnung und versucht, alles richtig zu machen.
Die Praxis
Soweit die Theorie. Aber wie bitteschön fängt man bei Katzen mit dem „Clickern“ an? Meine Katze macht weder „Sitz“, noch gibt sie Pfötchen. Wofür soll ich sie also belohnen?
Die weiteren Seiten meines Ratgebers geben Auskunft: Mit dem Knackfrosch klickern und danach sofort Leckerchen geben. Dennoch: Manche Katzen lassen sich bestechen, manche aber nicht. Diese Erfahrung machte auch Meryem beim Training mit ihren Katzen. „Mein Kater Tiger fand die Übungen total toll – wahrscheinlich, weil es hinterher ein Leckerli gab“, sagt sie über den gemütlichen Schmusekater ihrer Katzenbande. Katze Lily schaute dagegen immer nur zu – und bot die Übungen irgendwann von sich aus an. „Sie hat nur vom Zuschauen gelernt!“ Mittlerweile kann die Tigerbande sogar „Winkewinke“ und über die ausgestreckten Beine ihres Frauchens springen. Männchen machen ist dagegen nicht so beliebt: „Tiger gefallen am besten die Übungen, bei denen er sich nicht bewegen muss. Darum findet er Männchen machen doof!“
Nun aber weiter mit meinem Selbstversuch. Meine Katze Sakura scheut keine Bewegung und ist ein wahrer Wildfang. Ist dies beim Clickertraining eher förder- oder hinderlich? Auf jeden Fall ist sie wahnsinnig neugierig: Der Clicker in der Hand wird erstmal ausgiebig beschnuppert und mit den Zähnen angetastet. Schmeckt nicht? Gut, dann geht es weiter. Klick – Leckerli. Klick – Leckerli. Das war es aber schon: Der Nachbarskater steht vor der Tür, Sakura ist weg, um den Eindringling mit Klobürsten-Schwanz zu verscheuchen. Laut meinem schlauen Buch kein Problem: In der Prägungsphase soll die einfache Übung einfach mehrmals am Tag wiederholt werden, bis die Katze den „Click“ kennt und mit der Belohnung (= Leckerli) verknüpft. Moment, das kommt mir doch bekannt vor… Der Verhaltenskurs während des Studiums hat doch etwas gebracht: Klassische Konditionierung nennt man das Prinzip, in dem wie in diesem Fall ein neutraler Reiz (der Click) mit einem primären Verstärker, dem Leckerli, verbunden wird. Doch auch Nicht-Biologen leuchtet das Prinzip schnell ein: Welche Katze rennt nicht beim Knistern der Futtertüte freudig herbei? Das gleiche Prinzip.
Den Kopf voll Theorie geht es wieder zur Praxis. Schließlich will ich meiner wissensdurstigen kleinen Katze doch etwas zu arbeiten geben! Wissbegierig ist sie – verfressen auch. Schon nach ein paar Übungen begreift sie die Bedeutung des Knallfrosch-Geräusches. Jetzt geht es an komplexere Übungen. Kann meine kleine Wildkatze auf Kommando sitzen wie ein Hund?
Weitergehende Übungen
Hier kommt der Zufall ins Spiel. Der Ratgeber rät, ein spontanes Hinsetzen der Katze abzuwarten und als Belohnung zu klicken. Gesagt getan. Aber wann kommt das „Sitz“-Kommando? Das dauert noch etwas: Erstmal soll die Katze noch ein paarmal zum Aufstehen motiviert werden und bei erneutem Hinsetzen geklickt werden. „Wie, eine Belohnung fürs Setzen?“ wird sich die Fellnase jetzt fragen.
Und genau in diesem Moment geht es weiter: Zu Hinsetzen und Klick kommt der „Sitz“-Befehl. In Sakuras Kopf rattert es. „Wenn ich mich hinsetze, belohnt sie mich. Wenn sie Sitz sagt und ich mich hinsetze, belohnt sie mich auch.“ Nein, so geht das nicht: Ab diesem Zeitpunkt wird sie nur noch beim „Sitz“-Signal und anschließendem Hinsetzen belohnt. Auf jeden Fall in der Theorie – die Kleine rennt nämlich wieder aus der Küche. Keine Lust mehr?
Fast wäre ich ihr aus falschem Ehrgeiz hinterhergerannt, hätte ich nicht den nachfolgenden Satz im Buch gelesen. Wenn die Katze nicht will, will sie nicht – falscher Ehrgeiz führt nur zu Frust. Soweit, so gut. Vielleicht sollte ich erst das Buch zu Ende lesen und morgen weiter trainieren. Bis jetzt war unser Selbstversuch aber erfolgreich – auch, wenn Sakura doch immer wieder Besseres zu tun hat…
Doch warum muss ich gleich einen Clicker kaufen, reicht hier ein „Gut gemacht!“ nicht aus? Leider nicht. Die menschliche Stimme klingt immer anders, je nachdem ob man traurig oder fröhlich, gesund oder erkältet ist. Das Katzenohr ist sehr sensibel, Katzen merken diese Veränderung sofort. Ein Clicker dagegen klingt immer gleich. Alternativ tut es auch ein Einmachglas-Deckel oder ein Kugelschreiber. Wer jedoch aus Gewohnheit dauernd mit dem Kugelschreiber klickt, sollte sich aber lieber einen Clicker kaufen, um seine Katze nicht gleich wieder abzustumpfen.
Den Clicker bekommt man für wenige Euro im Tierhandel, in der Hundeschule oder übers Internet.
Wie es jetzt weiter geht mit dem Clickern? Wie gesagt: Ich möchte meiner Katze keine Kunststücke beibringen – vielleicht lockert die ein oder andere Übung aber Sakuras Katzenalltag auf. Ihre „große Schwester“ Fleckli hat übrigens am Clickern gar keinen Spaß – die Leckerlis werden lieber durch die Wohnung gekickt, bevor sich Madame mit einem lauten Seufzen auf den Fußboden wirft und mit vorwurfsvollem Blick auf ihre Streicheleinheit wartet. Gut, sie ist eben eine Katze und kein Hund…
Zum Weiterlesen:
„Clickertraining für Katzen. Erziehung macht Spaß“ von Martina Braun (zur Buchbesprechung)
„Clickertraining – mehr als Spaß für Katzen“ von Birgit Laser, erschienen im Eigenverlag und erhältlich unter https://www.laserdogs.de/
„Clickertraining mit Hauskatzen: Tricks, Kunststücke, Medical Training und viel Spaß mit Ihrer Katze“ vom Andrea Amberger
„Spiel und Spaß mit Katzen“ von Lena Hüsemann (weitere Informationen zum Buch)
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