Ob Übergewicht oder chronisches Nierenversagen: Kommerzielles, über den Tierarzt erhältliches Spezialfutter soll auf die Ernährungsbedürfnisse kranker Katzen eingehen. Eine Studie aus den USA hat nun die tatsächliche Qualität dieser Spezialnahrung unter die Lupe genommen – und erschreckendes ans Licht gebracht.
Ein Team des Department of Clinical Sciences der Tufts Cummings School of Veterinary Medicine in North Grafton, MS, USA untersuchte sieben kommerziell erhältliche veterinärmedizinische Diäten für die Katze nach ihrem Nährstoffgehalt. Die Daten wurden danach mit den Richtlinien für die Ernährung erwachsener Katzen der Association of American Feed Control Officials (AAFCO) und des National Research Council verglichen. Zudem wurde die Gefahr bakterieller Kontamination bei Aufbewahrung in einer Tierklinik, in diesem Fall an eines tierärztlichen Universitätkrankenhauses, geprüft.
Untersucht wurde der Gehalt an Fett, Ballaststoffen, Feuchtigkeit, Protein und Aminosäuren wie Thiamin und verschiedenen Mineralien. Aufgrund von Kostengründen konnten die Forscher leider keine Analyse von fettlöslichen Vitaminen und weiteren Nährstoffen vornehmen.
Vier Spezialfuttermittel wurden nach Analyse der Deklaration als vollwertig eingestuft, drei seien nicht für eine alleinige Fütterung geeignet. Die nachfolgende chemische Analyse brachte aber folgendes zutage: Alle sieben Spezialnahrungen mangelte es an mindestens einem wichtigen Nährstoff der Katzenernährung nach AAFCO-Richtlinien und denen des National Research Councils. Einige auf der Verpackung angegebene Nährstoffe konnten sogar nicht in einer chemischen Analyse nachgewiesen werden. Im Schnitt mangelte es an vier Nahrungsbestandteilen, vorwiegend Eisen, Potassium und Mangan.
Die Bakterienproben aller Kulturen waren auffallend – vom Öffnen der Packung bis zur Lagerung von bis zu sieben Tagen.
Fazit
Es handelt sich hier um eine Studie aus den USA mit einer recht kleinen Untersuchungsgruppe von nur sieben Futtersorten. Die genannten Probleme scheinen aber keine Ausreißer von einer oder zwei Futtersorten zu sein – alle untersuchten Proben zeigten einen auffälligen Mangel an wichtigen Nährstoffen. Bei einer nur kurzzeitigen Ergänzung musst dies keine Gesundheitsprobleme verursachen, bei einer alleinigen, langfristigen Fütterung können so aber gefährliche Mangelerscheinungen auftreten. Dabei benötigen gerade chronisch kranke Tiere, für die diese Spezialdiäten gedacht sind, eine ausgewogene und gesunde Ernährung…
Uns würde interessieren, was eine ähnliche Untersuchung von über den Tierarzt erhältlichen Spezialfuttermitteln im deutschsprachigen Raum ergeben würde. Da viele Futterkonzerne aber mittlerweile international arbeiten und viele in den USA erhältlichen Futtermittel wie Royal Canin und Hills auch in Deutschland zu erwerben sind, sieht das Bild hier wahrscheinlich ähnlich aus… Bisherige Bewertungen von Stiftung Warentest und Co. waren leider nicht sehr erhellend, wurde hier doch nur eine sehr oberflächige Bewertung vorgenommen.
Quellen:
Nutritional analysis and microbiological evaluation of commercially available enteral diets for cats
Artikel im WINN Feline Blog
„Your cat’s nutritional needs“ by the National Academy of Sciences
Weitere Informationen:
Futtermittelverordnung in Deutschland
Drin ist was drauf steht? Problem Deklaration
Futterskandale – ist BARF die bessere Lösung?
Die Bürokratie des Katzenfutters
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