Für viele Tiere ist die Silvesternacht der Horror schlechthin. Zum einen haben sie ein viel besser ausgeprägtes Gehör als wir Menschen, zum Anderen verstehen sie die Aufregung und die Knallerei nicht. Katzen sind oft stundenlang nicht zu sehen, viele verfallen mit angstvoll geweiteten Pupillen in Schockstarre… Wie können wir unseren Tieren helfen?
Unsere Verantwortung fängt schon weit vor dem Jahresende an! Je besser wir die Tiere vorbereiten können, desto ruhiger werden sie die Silvesternacht überstehen. Schon ab dem ersten Adventwochenende können wir unsere Stubentiger mit Geräusch-CDs an den Lärm gewöhnen. In für sie angenehmen Situationen, z.B. der Fütterung, lässt man die CD zunächst sehr leise, im Laufe der Zeit immer lauter abspielen. Oft ist es mit dem Lärm nicht getan, besonders Freigänger nehmen beim Gassigehen den Schwefelgeruch des Feuerwerks wahr. Auch die Lichtblitze der Raketen können die Tiere verunsichern. Hier kann man zuhause mit dem abendlichen kontrollierten Abbrennen von Wunderkerzen ab der Weihnachtszeit eine zusätzliche Desensibilisierung erreichen.
Verhaltenstipps
In der Nacht des Jahreswechsels gehen Sie am besten individuell auf Ihre Katze ein.
Freigängerkatzen sollten am besten ab dem 30. Dezember oder spätestens ab Silvestermittag im Haus bleiben. Unsere kleinen Tiger tendieren allgemein dazu, sich in unangenehmen Situationen zu verstecken, manche unter dem Bett oder im Bad. Kann man sie auch nicht mit Futter hervorlocken, lässt man sie am besten dort und stellt ihnen Futter und Wasser in die unmittelbare Umgebung. Auch ein zusätzliches Katzenklo kann man in die Nähe stellen. Viele Katzen werden wohl nicht fressen wollen, aber wenn sie es tun, beruhigt das Futtern alleine durch die Kautätigkeit. Stellen Sie Fernseher oder Musik an, an diesem Tag darf es ruhig etwas lauter sein! Allerdings bitte nicht die „Silvester-Gala“, in der es um Mitternacht ebenfalls knallt, sondern einen längeren nicht allzu ruhigen Film, Pop oder anregende Klassik. Schließen Sie Rolladen, Jalousien und Vorhänge, dies hat eine lärmdämpfende Wirkung und filtert Lichtreflexe.
Haben Sie Gäste, dürfen diese das Tier nicht stören! Muss das Bad für die Gäste zugänglich sein, sollte die Katze einen anderen Rückzugsort haben, beispielsweise Keller oder Schlafzimmer. Sind Sie selbst eingeladen und die Tiere bleiben allein zuhause, bereiten Sie alles bitte ebenso vor. Fernseher oder Stereoanlage können mit einer Zeitschaltuhr um 23:30 Uhr starten. Ein Futterspender kann auf Mitternacht programmiert werden, und die Rolladen können Sie schließen, bevor Sie das Haus verlassen.
Meine eigenen Stubentiger reagieren sehr unterschiedlich: Während meine Kätzin mit mir zusammen auf dem Sofa das Feuerwerk betrachtet, flüchtet mein Kater bei den ersten Knallern unters Bett. Pünktlich um Mitternacht öffnet sich der Futterspender im Schlafzimmer – und wenn ich zuhause bin, gibt es Futterspiele. Da mein Kater recht verfressen ist, kann ich ihn so unter dem Bett hervorlocken. Die Silvesternacht ist so für beide Tiere ungewöhnlich und aufregend, aber nicht mit großer Angst verbunden.
Unterstützende Maßnahmen
Welche Möglichkeiten kann ich am Silvestertag unterstützend anwenden? Manche Katzen sprechen gut auf körpereigene Duftstoffe (Pheromone) an. Es gibt Pheromon-Zerstäuber für die Steckdose, die am Silvestertag am Rückzugsort des Tieres eingesetzt werden können.
In der Bachblütentherapie gibt es drei Möglichkeiten. Die Blüte „Mimulus“ hilft bei „konkreten“ Ängsten wie Gewitter oder eben Silvesterknall. Hat man diese Einzelblüte nicht im Haus und kann sie nicht mehr rechtzeitig besorgen, kann man auch gut Notfall-Tropfen geben. Bei Katzen muss man die Tropfen unbedingt verdünnen, da die Stubentiger den enthaltenen Alkohol ablehnen. Vier Tropfen auf 10 ml Quellwasser sind ausreichend. Das Tier erhält pro Gabe 4 Tropfen der verdünnten Lösung (Katze) mit der Pipette oder Plastikspritze (ohne Nadel!) möglichst direkt ins Mäulchen. Lässt sich die Katze nichts direkt in das Maul geben, kann man die Tropfen auch auf das Futter geben. Alternativ kann man die alkoholfreien Notfalltropfen für Kinder oder Tiere besorgen.
Eine weitere Möglichkeit sind die „Angst“-Globuli. Es handelt sich dabei um eine Bachblütenmischung, die in homöopathische Kügelchen gelöst ist. Man beginnt am besten schon am 29. Dezember (Beginn des Verkaufs von Feuerwerk) mit einer dreimal täglichen Gabe. An Silvester kann man die Tropfen ab nachmittags auch stündlich geben, bis die ärgste Knallerei vorbei ist. Bitte schleichen Sie die Tropfen bis zum 2. Januar hin aus, da vor allem Jugendliche auch noch tagsüber Böller zünden. Alle Artikel erhalten Sie in Apotheken.
Auch Homöopathie kann unabhängig von der Tierart helfen. Reagiert die Katze nur auf ganz bestimmte Ursachen durch Ducken oder leichtes Zittern, ist ansonsten jedoch wenig ängstlich, empfiehlt sich Borax. Zeigt der Stubentiger starkes Zittern und kauert stundenlang versteckt, sollte Gelsemium (Wilder Jasmin) angstlösend wirken. Belladonna eignet sich für Katzen, die allgemein leicht in Panik geraten und dann einfach auf und davon laufen. Besonders feinfühlige Tiere zeigen schon nach dem ersten Knall oder Blitz „Erwartungsangst“, laufen unruhig im Zimmer umher und bekommen Durchfall. Für sie eignet sich Argentum nitricum (Silbernitrat). Die Globuli sollten ebenfalls bereits ab dem 29. Dezember in regelmäßigen Abständen eingenommen werden, um ihre beruhigende Wirkung zu entfalten. Zu diesen Anwendungen sollte man jedoch unbedingt den Tierheilpraktiker oder homöopathisch arbeitenden Tierarzt befragen!
Nicht zuletzt kann man Katzen mit körpereigenen Botenstoffen helfen. Die Aminosäure „L-Tryptophan“ und ein Extrakt aus Kasein „Alpha-Casozepin“ wirken beruhigend, ohne das Tier müde zu machen. In Stress-Situationen kann es sein, dass der Körper zu wenig dieser Aminosäure produziert. Man kann die Beruhigung aber füttern: Durch die Gabe eines Nahrungsergänzungsmittels! Es gibt zwar auch ein Trockenfutter, das mit L-Tryptophan und Alpha-Casozepin angereichert ist, jedoch eignet es sich nicht für einmalige Situation wie Silvesterknall oder Gewitterdonner. Besser sind hier die Tabletten, die man nach Körpergewicht des Tieres dosiert und die man gemörsert auch ins Futter mischen kann.
Es gibt auch pflanzliche Mittel, die beruhigend wirken, beispielsweise mit Johanniskraut oder Hopfen. Verwenden Sie jedoch bitte niemals die freiverkäuflichen Präparate für Menschen, fragen Sie in der Apotheke gezielt nach den Mitteln für Katzen.
Erkundigen Sie sich rechtzeitig bei Ihrem Tierheilpraktiker oder Tierarzt über die richtigen Maßnahmen, die Mittelwahl und Dosierung. Wenn das Tier auf diese Mittel nicht anspricht, völlig panisch ist, stundenlang jault und sich in die Furcht hineinsteigert, sollte man im nächsten Jahr nicht zögern, rechtzeitig den Tierarzt um ein angstlösendes Psychopharmakon zu bitten. Ihre Samtpfote ist dann nämlich so sehr in Not, dass die Gabe dieser Mittel einmal im Jahr auf jeden Fall gerechtfertigt ist!
Ich hoffe, dieser Ratgeber hilft Ihnen und Ihrer Katze über den Jahreswechsel. Vielleicht lesen Sie ihn im nächsten Jahr bereits ein wenig früher, so dass Sie Ihren Stubentiger auf die laute Nacht besser vorbereiten können.
Mit den besten Wünschen für das Neue Jahr, vor allem Gesundheit für Zwei- und Vierbeiner, und viel Freude mit Ihren Samtpfoten
Andrea Schäfer
Tierheilpraktikerin/Tierpsychologin
www.katzenkompetenz.de
Add Comment