Wie schön das doch wäre… So ein goldiger Stubentiger… Aber ganz jung soll er sein, so richtig winzig, putzig und verspielt. Je jünger, desto besser. So was Süßes, das man kuscheln kann, was Pelziges, das die Einsamkeit vertreibt, was Kleines, das man sich selbst aufzieht. Das soll ja die Beziehung ganz besonders festigen. Aber warum denn kein erwachsener Sofatiger, mit gesetztem Charakter, einer, mit dem man nicht den ganzen Tag Halligalli machen muss? Einer, der auch tägliche, aber weniger intensive Spieleinheiten braucht, der einem nicht die Haare vom Kopf frisst oder zu jeder Tages- und Nachtzeit tobt und wuselt. So eine schöne, stolze, schnurrende, zufriedene, gediegene Katze, der man nichts mehr beibringen muss und somit doch ein wenig pflegeleichter sein kann, allein schon, weil sie weiß, an welcher Stelle in der Wohnung Krallen wetzen erlaubt ist und wo nicht. Wichtige Fragen, die sich frischgebackene Katzenfreunde stellen. Junges Gemüse oder reifes Früchtchen – welche Katze passt denn nun eigentlich?
Die junge Katze
Kätzchen sollten mindestens zwölf Wochen bei der Mutterkatze bleiben. Erst dann haben sie alles gelernt, was sie für ein erwachsenes Katzenleben brauchen: Die Aufnahme von fester Nahrung, Stubenreinheit, Jagd und vor allen Dingen ganz wichtig: Sozialverhalten. Andernfalls kann es böse Überraschungen wie Unsauberkeit, Aggression oder Angstverhalten geben. Zudem ist es sehr empfehlenswert, gleich zwei Wurfgeschwister oder zwei Katzen ähnlichen Alters zu adoptieren. Selbst wenn sich die lieben Menscheneltern vier Stunden täglich mit dem Kleinen beschäftigen und mal ehrlich, wer macht das schon? So bleiben a) noch zwanzig weitere Stunden, in denen das Kätzchen sich selbst überlassen ist und gehörig Blödsinn anstellt oder sich langweilt, und b) kann ein Mensch nie einen Katzenkumpel ersetzen. Egal, wie viel sich der Dosenöffner mit ihm beschäftigt. Rangeln und Raufen unter Katzen ist eben etwas Anderes als nach einem Federpuschel oder Mäuschen zu haschen.
Minimiezen haben großen Elan und sind schwer müde zu kriegen. Auch hierbei hilft ein Katzenkumpel. Krallen werden beim Spielen ausgefahren und gebissen wird auch. Macht an Menschenarmen nicht wirklich Spaß. Dass das ein oder andere teure Dekostück beim Zweibeiner zu Bruch geht, darf man getrost einkalkulieren. Alles ist ja neu für das Miezchen, muss inspiziert und auf Strapazierfähigkeit getestet werden. Gardinen schaukeln macht genauso viel Spaß wie in jede Ritze krabbeln, was oft gefährlich werden kann. Alles wird probiert, die Nase reingesteckt oder untersucht. Da machen sie nicht so einen großen Unterschied zu Menschenkindern. Sie sind zwar zuckersüß, kosten aber mindestens genauso viele Nerven… Zudem geht noch hier und da ein Pipi daneben und Kätzchen muss noch viele Grenzen kennen und überhaupt viel lernen. Auch der Geldbeutel wird strapaziert, denn die futtern, was das Zeug hält, damit sie groß und stark werden.
Erwachsene oder gar Seniorkatzen haben die Flegelphase schon längst hinter sich, müssen nichts mehr lernen, strapazieren daher sehr viel weniger Geduld, sind gefestigt im Charakter und die ganze Geschichte mit dem unüberlegten Blödsinn machen haben sie meist hinter sich. Füße werden nicht mehr unter der Bettdecke gefangen und alles ist im Großen und Ganzen easy und gechillt. Gerade für Anfänger der Katzenhaltung und Menschen, die den ganzen Tag berufstätig sind, eignen sich die ausgewachsenen Genügsamen besonders gut. Die Kleinen hingegen brauchen da noch sehr viel Kontrolle und Erziehung und einfach einen menschlichen Blick auf´s kätzische Kindergartengeschehen. Das fällt bei den Senioren weg. Bei den Älteren darf bedacht werden, dass hier und da die Zipperlein kommen, die besonderer Pflege bedürfen. Aber: Auch kleine Katzen werden einmal groß und erwachsen – und alt.
Senioren
Mehr Freude macht es auch, wenn Seniorenmiezen bei Seniorenmenschen leben dürften und die quirligen, aufgedrehten Vierbeiner zu den lebhaften Zweibeinern kommen. Oft sind ältere Herrschaften mit der Leidenschaft der Katzenkinder überfordert. Da ist ein schmusiges Pelzi für den Schoß sehr angebracht. Wichtig ist, dass die Charaktere der Miezen grundsätzlich zu denen der menschlichen Dosenöffner passen. Gleich und gleich gesellt sich eben gern. Das passt.
Ein Stubentiger aus zweiter Hand
Liebe/r Leser/in, verlieren Sie mal einen liebevollen Gedanken daran, bevor Sie sich für zwei 😉 (Baby-)Katzen entscheiden: Die herzensguten, ruhigeren, erwachsenen Stubentiger aus zweiter Hand sind mindestens genauso liebenswert! Die Tierheime sitzen voll und jede Miezekatze dort kann mit einem Fünkchen Liebe ein dankbarer, neuer Mitbewohner werden.
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