Unglaublich aber wahr: Eine neuere Studie will bewiesen haben, dass Katzen Schizophrenie hervorrufen können. Ein gefundenes Fressen für Katzenhasser… Wir haben die Fakten für Sie zusammengestellt.
Eine im April 2015 veröffentlichte Studie will gezeigt haben, dass eine Familienkatze ein Risikofaktor für die spätere Entwicklung von Schizophrenie in Kindern sein kann. Das Team um E. Fuller Torrey vom Stanley Medical Research Institute, United States, hatte die Daten von über 2000 Familien ausgewertet und festgestellt, dass 50,6 Prozent der von Schizophrenie Betroffenen früher einmal eine Katze gehabt habe. Sie stellen heraus: „Cat ownership in childhood is significantly more common in families in which the child later becomes seriously mentally ill.“ – „Katzenhaltung kommt in signifikant mehr Familien vor, in denen das Kind später ernsthafte mentale Erkrankungen zeigt.“ Woran genau das liegt, wissen auch die Wissenschaftler nicht. Sie berufen sich drum auf den Erreger Toxoplasmosis gondii, der Toxoplasmose bei Wirbeltieren und Menschen hervorrufen und bei einer Erstinfektion während der Schwangerschaft besonders gefährlich sein kann.
Doch ist dies nicht der falsche Umkehrschluss?
Toxoplasmose ist eine Infektionskrankheit, die durch den Erreger Toxoplasma gondii übertragen wird. Eine Infektion wird meistens gar nicht bemerkt oder versteckt sich im äußersten Fall hinter leichten, grippeähnlichen Symptomen wie leichtem Fieber, Lymphknotenschwellungen, Müdigkeit, Durchfall oder Kopf- und Gliederschmerzen. Danach produziert der Körper in der Regel Antikörper, die ein Leben lang vor einer erneuten Ansteckung schützen. Toxoplasmose ist eines der bekanntesten Argumente gegen Katzenhaltung in der Schwangerschaft. Eine Erstinfektion während dieser Zeit kann sich auch auf das ungeborene Kind auswirken – wie genau, ist allerdings umstritten.
Katzen können tatsächlich Toxoplasmose auf den Menschen übertragen (Artikel aus dem Pfotenhieb-Magazin). In der Realität sind Blumenerde und ungekochtes Fleisch aber ein viel größerer Risikofaktor, wenn es um die Infektion mit dem Bakterium geht! Toxoplasmose wird nämlich nicht durch Anfassen und Schmusen übertragen, sondern ausschließlich über infizierten Katzenkot. Dabei ist nicht jede Katze Träger des Toxoplasmoseerregers.
Tatsächlich wird die Studie auch von wissenschaftlicher Seite her kritisiert. Der britische National Health Service stellt heraus: „Diese Studie hat nicht bewiesen, dass es eine Verbindung zwischen Katzenhaltung und mentaler Erkrankung gibt. Wir sollten darum nicht zu besorgt sein.“ („This study was unable to prove the link between cats and mental illness, and does not give any definite reasons for their observed links. Therefore, we should not be too concerned about the findings.“) Die Kritiker weisen darauf hin, dass weitere Studien vonnöten sind, um einen tatsächlichen Zusammenhang zu beweisen.
Tatsächlich ist die US-Studie aber nicht die erste, die eine Verbindung zwischen Toxoplasmose-Infektionen und psychischer Erkrankungen sehen will. Eine weitere, im Fachjournal Acta psychiatrica Scandinavica veröffentlichte Studie zeigte, dass eine Person, die den Parasiten Toxoplasma gondii in sich trägt, eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit hat, Schizophrenie zu entwickeln… Auch Forscher der University of California wollen herausgefunden haben, dass Menschen, die in Gegenden mit hohem Toxoplasma-gondii-Vorkommen lebten, unsicher und depressiv waren. Diese Studie hatte allerdings einen kulturwissenschaftlichen Hintergrund.
Allerdings gilt auch hier: Sollte es also tatsächlich einen Zusammenhang zwischen Schizophrenie und Toxoplasmose geben – ist es nicht falsch, Katzen als primäre Gefahrenquelle im Auge zu haben? Schließlich ist sie nicht die einzige und nicht die wahrscheinlichste Infektionsquelle!
Quellen:
Chicagonow
Studie: Is childhood cat ownership a risk factor for schizophrenia later in life?
Kurier.at: Können Katzen Schizophrenie auslösen?
20 Minuten: Katzen können Schizophrenie auslösen
Toxoplasma gondii Seropositivity and Suicide rates in Women
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