Aktuelles Katzengesundheit

Frühkastration – eine emotionale Entscheidung?

Beim Thema Kastration scheint es bei vielen Katzenbesitzern auch in Zeiten überlaufener Tierheime weniger um das eigene Wohl der Katze, sondern eher um die eigene Gefühlswelt zu gehen. Ist es fair, der Katze eigene Kinder zu verweigern? Fühlt sich der Kater auch kastriert wohl? Möchte ich vielleicht irgendwann kleine Katzenkinder aus meinem geliebten Sofatiger ziehen?
Nicht zuletzt geht es hier auch um Klischees: Sieht mein Kater auch kastriert wie ein Kater aus oder wird er nie den typischen Katerkopf ausbilden? Wird meine Katze nach der Kastration dick und langweilig? Während man vor wenigen Jahrzehnten Katzen erst nach dem ersten Wurf sterilisierte oder kastrierte, gehen heutzutage immer mehr Tierärzte zur Frühkastration über. Doch was bedeutet das für die Katze?

Die Frühkastration

Während man vor wenigen Jahrzehnten Katzen erst nach dem ersten Wurf sterilisierte oder kastrierte, raten heutzutage immer mehr Tierärzte zur Frühkastration. Was sich barbarisch anhört, ist durchaus zum Wohl der Katze: Wird der Vierbeiner schon vor Eintritt der Geschlechtsreife kastriert, also mit ungefähr vier bis sechs Monaten, wird eine unerwünschte Trächtigkeit sicher und zuverlässig vermieden, was gerade bei Freigängern oder Tieren, die Kontakt zu eventuell potenten Artgenossen haben, von Vorteil ist.

Eine unglaubliche Zahl

Ein einziges Katzenpaar sorgt in einem Jahr für durchschnittlich 13 Nachkommen. Werden diese nicht kastriert und pflanzen sich weiter ungehindert fort, kann sich diese Zahl nach fünf Jahren theoretisch auf etwa 13.000 Nachkommen steigern. Selbst, wenn ein Teil der Nachkommen kastriert oder sterilisiert wird oder nie eigene Nachkommen zeugen, steht am Ende immer noch unglaubliche Zahl, die Folgen hat: Allein in den USA werden jahrjährlich etwa 10 Millionen Katzen eingeschläfert, weil es für sie kein Zuhause gibt. Zwar gibt es in Deutschland glücklicherweise keine Tötungsstationen, eine Überpopulation an streundenen Katzen besteht dennoch – und das nicht nur in ländlichen Gegenden. Schätzungsweise leben allein in der Bundeshauptstadt Berlin zwischen 50.000 und 100.000 Katzen auf Mülldeponien, in leerstehenden Häusern oder auf Friedhöfen.

Und selbst für die, die ein Zuhause finden, muss das Glück nicht von Dauer sein: Aufgrund von Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit werden immer mehr Tiere aus wirtschaftlichen Gründen ausgesetzt und abgegeben. Die steigenden Lebenshaltungskosten bei einer gleichzeitigen Angst vor Arbeitslosigkeit oder finanziellem Abstieb lassen immer weniger Leute ein Tier aus dem Tierheim bei sich aufnehmen.

Eine frühe Kastration ist dabei nicht nur im Interesse des Tierschutzes. Wie Langzeituntersuchungen von der WINN Feline Foundation in Zusammenarbeit mit der American Veterinary Medical Association gezeigt haben, verläuft der Eingriff bei jüngeren Katzen unkomplizierter, negative Begleiterscheinungen wie zum Beispiel eine verminderte Körpergröße bei Katern konnten nicht festgestellt werden. Harnröhrendurchmesser und die Körpergröße waren bei früh- und spätkastrierten Katzen gleich, frühkastrierte Kater zeigten sich aber durchaus weniger aggressiv als ihre gleichaltrigen, spätkastrierten Artgenossen. Ein weiteres Klischee konnte widerlegt werden: Auf die Ausbildung des typischen Katerkopfes soll die Frühkastration keinen Einfluss nehmen – dieser sei ausschließlich genetisch bedingt. Also immer mehr Argumente gegen Kastrationsgegner?

Wie entscheiden Sie?

Obwohl diese Fakten schon lange bekannt sind, werden leider immer noch viele Katzen gar nicht oder zu spät kastriert. Bei der Frage nach der Empfängnisverhütung beim Vierbeiner scheint leider immer noch nach emotionalen Gesichtspunkten entschieden zu werden, die nicht immer zum Wohle des Tieres sind… Wie haben Sie sich entschieden? Wir freuen uns über Ihre Kommentare!

Linksammlung

Weitere Infos zur Studie gibt es unter https://www.winnfelinehealth.org.
Infoblatt der Cat Care Tierhilfe Kassel: https://www.cat-care.de/fruehkastration.pdf

Zum Weiterlesen:

Kastration – kleiner Eingriff, große Wirkung

Wirtschaftskrise geht Tieren an den Kragen

Kastrationspflicht und Katzensteuer