Über Jahrtausende lebten Katzen sowohl draußen als auch drinnen. Heute hat sich die „Welt gewandelt“ und einer Freigänger-Katze drohen viele Gefahren. Dieser Fakt lässt viele Katzenhalter, die Ihrer Katze Freilauf bieten möchten, zweifeln. Ist Freigang das Richtige für meinen Stubentiger?
Fangen wir einmal mit einer groben Aufstellung an. Warum möchten Sie Ihrer Katze Freilauf bieten, warum haben Sie Angst davor? Gründe dafür, seiner Katze Freigang zu bieten, sind schnell gefunden:
Pro Freigang
• Die Katze kann ein katzengerechtes glückliches Leben in Freiheit führen.
• Sie hat viel Bewegung.
• Die Katze kann andere Katzen treffen und mit ihnen kommunizieren.
• Das Revier kann durchstreift und markiert werden.
• Die Katze lebt in Freiheit und kann entscheiden, wann sie nach Hause will.
• Sehr oft lassen Verhaltensstörungen nach oder verschwinden ganz, wenn eine Katze Freigang erhält, z. B. bei Aggressivität im Mehrkatzenhaushalt oder bei Markieren im Haus.
• Die Sinne der Katze werden geschärft.
• Selten hat eine Freigänger-Katze Übergewicht.
• Die Katze kann ihrer Neugier nachgehen.
• Es liegt in der Natur der Katze, auf die Jagd zu gehen.
• Die Katze leidet nicht unter Langeweile und ist gut ausgelastet.
• Daheim zurück, möchte die Katze meistens ausruhen oder schmusen.
• Das Kratzproblem drinnen kann sich draußen erledigen, da es dort für die Katze genügend Möglichkeiten zum Kratzen gibt.
• Die Katze benützt das Katzenklo nicht so häufig im Haus (Arbeitsersparnis für den Tierhalter). Der Nachteil wiederum ist es, dass der Halter oftmals Beschwerden beim Kot- oder Harnabsatz nicht sofort bemerkt.
• Die Katze kann draußen viel beobachten und jagen.
• „Katzen würden Mäuse kaufen“ kann in Freiheit verwirklicht werden. Auch Insekten werden draußen dann gerne von Katzen gefressen. Der Mäusefang ist möglich.
• Die Katze kann an echten Bäumen kratzen.
Und doch gibt es auch viele Gründe dagegen:
Contra Freigang
• Das Leben in Freiheit ist gefährlich.
• Eine Gefahr ist der Straßenverkehr, obwohl Katzen hier ein Gespür entwickeln, so dass es relativ selten zu Unfällen kommt. Aber oft kriechen Katzen auf die Reifen, unter die Motorhaube oder in fremde Autos. Sie können aber lernen, den Straßenverkehr weitgehend zu meiden! Besonders jüngere Katzen sind gefährdet, ältere haben den Umgang mit dem Straßenverkehr meistens erlernt.
• Durch Kämpfe mit anderen Katzen kann es zu Infektionen kommen, auch zu Nachwuchs. Die eigene Katze muss immer kastriert sein bei Freigang! Es kann auch böse Raufereien mit schlimmen Verwundungen geben.
• Draußen gibt es viele giftige Pflanzen. Der Eisenhut kann allein durch Hautkontakt giftig wirken, wenn die Katze sich darin wälzt.
• Auch der Kontakt mit Ratten- und Mäuseködern kann zum Tod führen.
• Schädlingsbekämpfungsmittel können tödlich für die Katze sein, beispielsweise Schneckenkorn.
• Nachbarn können durch den Freigang sehr verärgert werden, beispielsweise wenn Ihre Katze immer in das Beet des Nachbarn’s ihr Geschäft verrichtet.
• Denken Sie auch daran, dass die Katze ihre Beute mit nach Hause bringen kann, das kann bedeuten, dass Sie plötzlich eine halbtote Maus oder einen Vogel auf der Terrasse oder im Wohnzimmer finden.
• Bevor Sie der Katze Freigang gewähren, sollten Sie überlegen, wie Sie das gewährleisten (Katzenklappe oder anderer Eingang oder nur auf Begehr öffnen?).
• Katzen können sich bei Feuerwehr oder ähnlichem so sehr erschrecken, dass sie erst einmal weit weglaufen, auch ein Verkriechen in fremden Kellern ist möglich.
• Sie selbst müssen manchmal starke Nerven haben, wenn die Katze mehrere Tage nicht heimkehrt, weil sie es Draußen schöner findet.
• Es gibt Katzenhasser, die vergiftete Köder auslegen.
• Stacheldraht-Zäune können schlimme Verletzungen verursachen.
• Frostschutzmittel, die auf den Boden getropft sind (neben Autos) können schwere Vergiftungen verursachen. Aufgrund des süßen Geschmacks lecken Katzen Frostschutzmittel gerne auf.
• Die Katze kann versehentlich in fremden Kellern oder Schuppen eingesperrt werden.
• Elektrozäune, die mit viel Strom versehen sind, können Stromschläge verursachen und sogar zum Tod der Katze führen.
• Die Lebenserwartung von Freigänger-Katzen ist geringer.
• An stark befahrenen Straßen oder in der Nähe der Autobahn sollten Sie vom Freigang absehen.
Doch sind auch Verpflichtungen mit dem Freigang verbunden? Welche Tipps und Tricks helfen Ihnen, einen Tagesrhythmus mit Ihrer Freigängerkatze zu entwickeln?
Bei Freigang sollten Sie regelmäßig Ihre Katze abtasten, ob Verwundungen o. ä. vorliegen. Auch eine Kotuntersuchung sollten Sie etwa zwei bis dreimal im Jahr vornehmen lassen, um festzustellen, ob die Katze Würmer hat. In diesem Fall muss sie entwurmt werden. Auch auf äußerliche Parasiten, Zecken und Flöhe, sollten Sie die Katze immer prüfen. Es gibt hier natürliche Mittel zur Abwehr. Allerdings ist bei ätherischen Mitteln Vorsicht geboten! Informieren Sie sich auch über die nötigen Impfungen.
Gewöhnen Sie Ihre Katze nach Möglichkeit an regelmäßige Fresszeiten, so dass sie immer wieder zu den Zeiten nach Hause kommt.
Ihre Katze sollte gechippt sein, bevor sie Freigang erhält. Bitte nutzen Sie kein Halsband, daran kann sich die Katze strangulieren oder lebensgefährliche Quetschungen zuziehen. Sie kann an Bäumen und Sträuchern hängenbleiben und sich eventuell nicht mehr befreien. Der Chip wird vom Tierarzt in der linken Nackenregion eingesetzt, das ist schmerzlos. Danach kann der Chip mit einem Lesegerät ausgelesen werden. So kann eine Katze, die weggelaufen ist oder verletzt gefunden wird, mit Hilfe des Chips zu ihrem Halter zurückgebracht werden. Die Daten sollten Sie auf jeden Fall an Tasso und an das Deutsche Haustierregister melden. Sollte es zu einem Weglaufen kommen, werden Ihnen beide Registrierungsstellen bei der Suche, beispielsweise mit Plakaten, helfen. Suchplakate erhalten Sie von Tasso, daher sollten Sie sofort mit Tasso (oder dem Deutschen Haustierregister) Kontakt aufnehmen. Die Plakate können Sie dann an vielen Stellen aufhängen (Geschäfte, Bäume usw.).
Doch was ist mit Katzen, die Medikamente benötigen? Bestimmte Katzenkrankheiten, wie Diabetes (wenn Insulin gespritzt werden muss) o. ä., machen es sehr schwierig, der Katze Freigang zu gewähren. Hier müssen Medikamente zu bestimmten Zeiten gegeben werden. Hier ist ggf. die bessere Alternative ein schöner Balkon oder ein sicherer Garten. Auch behinderte Katzen, beispielsweise taube oder blinde Tiere, können mit Freigang oft nicht mehr so gut umgehen, da sie nicht mehr so flexibel sind und schlecht aufgrund der körperlichen Einschränkungen mit Veränderungen umgehen können. Auch hier sind die o. g. Möglichkeiten wahrscheinlich die bessere Alternative.
Alternativen zum Freigang
Wenn Sie Ihrer Katze einen gesicherten Balkon bieten wollen, ist dies durch eine Vernetzung mit Katzennetzen möglich. Der Balkon sollte dann auch eine schattige Rückzugsmöglichkeit für den Sommer bieten, auch über ein Kräuterbeet mit geeigneten Pflanzen erfreut die Katze.
Einen kompletten Garten katzensicher zu gestalten, ist oftmals weitaus schwieriger. Eventuell müssen Sie hier die Hilfe eines Profis in Anspruch nehmen. Es gibt aber auch viele Tips und Anleitungen im Internet, die Sie umsetzen können. Denken Sie daran: Katzen sind wahre Ausbruchskönige – Sie entdecken mit Sicherheit das „Schlupfloch“, das Sie übersehen haben!
Eine weitere Möglichkeit ist es, die Katze an die Leine zu gewöhnen. Einen Versuch ist es wert. Bei manchen Katzen gelingt es sehr gut, bei manchen nie. Sehr oft ist dies bei Siamkatzen möglich, die als „Hunde der Katzen“ bezeichnet werden. Selbstverständlich wird sich eine Katze nie wie ein Hund an der Leine führen lassen. Wenn sie keine Lust mehr hat, kann es sein, dass sie sich einfach hinlegt und Sie sie überreden müssen, doch weiterzugehen.
Das Revier
Eine Katze, die bereits Freigang hatte, wird sich eingesperrt vorkommen, wenn Sie ihr diesen plötzlich nehmen wollten. In diesem Fall sollten Sie es mit den vorgeschlagenen Alternativen versuchen. Ist das Gefühl der Freiheit einmal geweckt, gibt es kein Zurück. Ihre Katze wird ansonsten immer wieder lärmend vor der geschlossenen Tür sitzen, damit Sie sie hinauslassen.
Das Revier ist ein wichtiger Status für die Katzen, daher verteidigt sie dieses vehement, wenn es sein muss, mit Pfotenhieben, Gekreische und auch mal mit Bissen. Sobald Ihre Fellnase Ihr Revier betritt, läuft erst einmal ihre Grenzmarkierungen und ihr Territorium ab. Die Größe des Territoriums ist abhängig vom Geschlecht der Katze und ob diese kastriert ist. Kater beanspruchen im Normalfall ein größeres Territorium als Katzen. Draußen wird hauptsächlich gejagt und ausgeruht.
Katzen teilen sich die Gebiete ein, es gibt Jagdgebiete, Treffpunkte und verschiedene Wege. Es gibt Wege, die alle Katzen betreten dürfen und Wege, die nur eine einzelne Katzen nutzen darf – schließlich ist die Rangordnung benachbarter Katzen nach Ort und Zeit eingeteilt!
Ich hoffe, dass dieser Artikel Ihnen Ihre Entscheidung erleichtern wird, ob Sie Ihrer Katze Freigang geben können/möchten. Wie haben Sie sich entschieden? Wir freuen uns sehr über Ihren Kommentar unter dem Artikel!
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