Fast jeder Katzenhalter weiß: Übergewicht ist schädlich für den Jäger Katze. Und dennoch greifen Katzenfreunde gerne mal in die Käseschublade oder verwöhnen ihre Fellnase mit besonderen Leckerbissen – denn Liebe geht schließlich durch den Magen, oder? Besonders schwierig wird es, wenn die übergewichtige Katze unter Anleitung des Tierarztes abspecken muss, fürchten viele Tierfreunde doch den Zorn ihrer Fellnasen. Doch es gibt Grund zum Aufatmen: Eine Diät ist gut für übergewichtige Katzen – und für das Verhältnis zwischen Katze und Mensch!
Die Zahlen aus den USA kennt man: Etwa 58 Prozent aller amerikanischen Katzen sind übergewichtig. Dies ist leider nicht mehr nur ein nordamerikanisches Problem, auch in Deutschland haben Schätzungen nach mehr als 30 Prozent aller Katzen zu viel Fett auf den Rippen. Übergewicht ist mehr als ein kosmetisches Problem, es lässt das Risiko für viele Krankheiten wie Feline Diabetes steigen, belastet den Bewegungsapparat und die Gelenke, lässt die Katze schwerfälliger werden und nimmt ihr die Lust an weiterer Bewegung – ein Teufelskreis. Dennoch sollte beim Abspecken vorsichtig vorgegangen werden, denn eine Hungerkur kann lebensgefährlich für die Fellnase sein: Werden die gespeicherten Fettreserven zu schnell mobilisiert, kann es zu einer sogenannten „Hepatischen Lipidose“, einer „Fettleber“, kommen.
Abspecken mit Köpfchen: Für die meisten Tierhalter ist hier der Tierarzt der beste Ratgeber – auch dann, wenn das bei den Ärzten erhältliche Diätfutter oft zweifelhafte Qualität hat (wir berichteten). Ein noch größeres Problem ist aber die Geisteshaltung vieler Katzenfreunde. Sie fürchten, dass die Zuneigung ihrer Mieze unter der nahenden Diät leiden könnte. Liebe geht schließlich durch den Magen, oder?
Ein Forscherteam um Emily D. Levine vom Department of Clinical Sciences des College of Veterinary Medicine und der Cornell University in Ithaca, New York, USA, hat nun genauer untersucht, wie sich eine Diät auf den Geisteszustand und das Verhältnis von Katze und Mensch auswirkt. Dabei nahmen die Wissenschaftler 58 Katze-Mensch-Paare über einen Zeitraum von 10 Wochen unter die Lupe. Unter den untersuchten Wohnungskatzen befanden sich ausschließlich kastrierte Tiere die zu mindestens 25 Prozent übergewichtig waren. Die Tiere erhielten entweder eine Diät reich an Ballaststoffen oder Protein mit niedrigem Kohlenhydratanteil. Eine Kontrollgruppe erhielt Futter zum Erhalt des aktuellen Gewichtes. Die Katzenhalter wurden nicht darüber informiert, welche Diät ihre Katze erhielt. Um eventuelle Verhaltensänderungen identifizieren zu können, wurden die Halter vor, während und nach der Studie zum grundsätzlichen Verhalten der Fellnase und ihrem Gebaren vor und nach der Fütterung befragt.
In den ersten zwei Woche der zehnwöchigen Studie wurden die Katzen langsam an die neue Diät herangeführt. Statt den ganzen Tag über freien Zugang zu Futter zu haben wurden feste Fütterungszeiten eingeführt. Während der verbleibenden acht Wochen des Untersuchungszeitraums erhielten Katzen eine tierärztlich festgelegte Portion des jeweiligen Futters.
Der Großteil der Katzen verlor während der ersten vier Wochen der Studie an Gewicht, hier gab es überraschenderweise keinen großen Unterschied zwischen den verschiedenen Fütterungsgruppen. Nach acht Wochen zeigte sich ein klares Bild: 76 Prozent der Katzen zeigten eine klare Gewichtsreduzieren. Katzen, die eine kohlenhydratreichen Diät erhielten, verloren dabei mehr Gewicht als die Tiere, denen eine proteinreiche Diät gefüttert wurde. „Die Ballaststoffe der kohlenhydratreichen Diät verzögern die Darmentleerung und hiermit die Freigabe des Peptits Ghrelin, das ein erneutes Hungergefühl auslösen kann“, so die Forscher. Cellulose, ein Bestandteil der High-Fiber-Diät, wird nicht von Katzen verdaut.
Die Katzen der Kontrollgruppe hielten ihr Gewicht während des gesamten Untersuchungszeitraums.
Besonders interessant sind die Beobachtungen bezüglich des Verhaltens während der Diät: Unabhängig von der jeweiligen Diätgruppe zeigten alle Katzen ein gesteigertes Verhalten vor und nach der Fütterung. Sie begannen etwa 16 bis 45 Minuten vor der Fütterung zu betteln, nach der Fütterung schenkten sie ihrem Menschen große Aufmerksamkeit, schnurrten und kuschelten. Die Wissenschaftler führen dieses auf die Reduzierung des Kaloriengehaltes der Nahrung und feste Fütterungszeiten zurück. Nur zwei Katzen zeigten aggressives Verhalten, kein einziges Tier wurde unsauber.
Interessanterweise gab es Unterschiede im Verhalten der Katzenhalter übergewichtiger Tiere: Mehr als die Hälfte (53 Prozent) beobachteten ihre Katze sehr gerne während der Fütterung. Sie sahen die Fütterung als Haupt-Interaktion mit ihrer Katze an.
Diese Studie zeigt wieder: Eine kontrollierte Diät ist gut für Gesundheit der Katze und schadet dem Verhältnis zu ihrem Menschen nicht. Dennoch ist Vorsicht geboten: Auch, wenn die Fütterung einer kohlenhydratreichen Diät zu mehr Gewichtsverlust führt, ist diese nicht unbedingt gesund für die Katze! Als Fleischfresser sind unsere Fellnasen auf hochwertige Proteine angewiesen – Kohlenhydrate können sie nicht oder nur zu kleinen Anteilen verwerten, was zu Folgeerkrankungen wie Diabetes führen kann.
Quellen:
Levine ED, Erb HN, et al. Owner’s perception of changes in behaviors associated with dieting in fat cats. J Vet Behav. 2016;11:37-41.
WINN Feline
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