Dass Wohnungskatzen spielerisch gefordert werden müssen, ist mittlerweile bekannt. Doch wie sieht es mit der Beschäftigung von Katzen mit Freilauf aus? Wird der Mensch hier ganz und gar aus der Verantwortung genommen? Absolut nicht! Jessica Rohrbach gibt Tipps, wie Katzenhalter sich in- und außerhalb der eigenen vier Wände mit ihrer Katze beschäftigen können.
Wenn die Sonne lacht, hält es weder den Menschen noch dessen Katze lange im Haus. Zu viel lässt sich draußen unternehmen und erleben – und das gerne auch miteinander.
Eine artgerechtere Auslastung als frei durch die Natur zu streifen, auf Mäusejagd zu gehen und auf Artgenossen zu treffen, kann es für eine Katze nicht geben. Spiele mit Frauchen und Herrchen im Wohnzimmer dürften für die meisten Freigängerkatzen zu dieser Zeit des Jahres darum wohl reichlich uninteressant sein. Das ist zwar einerseits recht praktisch, denn mit einem einfachen Tür-Öffnen lässt sich die Katze mit geringem Aufwand perfekt auslasten. Andererseits finden es viele Katzenhalter auch sehr schade, ihre Samtpfote im Sommer so selten zu Gesicht zu bekommen. Neue Spielideen müssen also her und das am besten auch für draußen.
Katzen brauchen Aufgaben
Einen Freigänger davon zu überzeugen, dass es draußen auch mit seinen Besitzern ganz spannend sein kann, ist oft nicht ganz so einfach. Dabei gibt es zahlreiche Gründe, die dafür sprechen, die eigene Katze im Freigang nicht vollkommen sich selbst zu überlassen. Der sicherlich wichtigste: Eine ausgelastete Katze stellt weniger Blödsinn an. Zwar können sich Freigänger auch allein hervorragend amüsieren. Wie bei unzureichend ausgelasteten Wohnungskatzen auch geschieht das aber nicht immer auf eine Weise, die wir Zweibeiner besonders gut finden. Da wird der Schäferhund von nebenan auf riskante Art und Weise geärgert, der Rivale quer über die Straße gejagt oder bei den Nachbarn um Aufmerksamkeit gebuhlt und das oftmals vollkommen ohne dass Herrchen und Frauchen davon irgendetwas mitbekommen würden. Wer nicht möchte, dass sich seine Katze selbst eine Aufgabe sucht, sollte ihr daher besser eine geben.
Vorsicht ist besser als Nachsicht
Auch das spricht für eine ausgiebige Beschäftigung des entsprechenden Freigeistes: Eine Katze, die sich ihre Portion Spaß zuhause abholen kann, hält sich viel lieber und häufiger in der unmittelbaren Nähe ihres Zuhauses auf und lässt sich auf diese Art auch leichter kontrollieren. Schließlich dürfen wir als Freigängerhalter nicht vergessen, welche Privilegien unsere Samtpfoten im Gegensatz zum Hund genießen und sollten dementsprechend so verantwortungsvoll wie möglich damit umgehen. Das heißt daher auch, grob zu wissen, was die eigene Samtpfote im Freigang anstellt und wohin sie geht, um das bei Bedarf auch einschränken zu können, bevor sich jemand gestört fühlt oder etwas passiert.
Spiel und Spaß festigen die Beziehung
Es sollte dabei aber nicht darum gehen, die Katze mit aller Macht im eigenen Garten zu behalten und nicht alleine auf Wanderschaft gehen zu lassen – das wäre bei so einem freiheitsliebenden Tier ohne entsprechende Sicherungsmaßnahmen auch kaum möglich. Das eigene Zuhause sollte lediglich so spannend sein, dass die Katze sich gerne dort aufhält und nicht nur zum Fressen und Schlafen nutzen möchte. Nebenbei fördert die gemeinsame Beschäftigung auch noch die Bindung zwischen Mensch und Katze, was der dritte Grund für eine Beschäftigung der Katze auch im Freigang ist. Doch wie schafft man es, den Freigeist dazu zu bringen, mit einem gemeinsam draußen Zeit zu verbringen, wenn er es nicht sowieso schon freiwillig tut?
Ein Garten zum Verweilen
Die Gartengestaltung spielt bei dieser Frage eine besondere Rolle. Schließlich ist in den meisten Fällen der Garten der Ort, an dem Katze und Besitzer gemeinsam unter freiem Himmel Zeit verbringen. Dabei haben Katzen aber oft eine ganz eigene Vorstellung von ansprechenden Grünflächen. Ein gepflegter englischer Rasen mit sorgsam angelegten Beeten erfreut vielleicht ihren Besitzer, ist für eine Katze aber relativ langweilig. Spannender ist da ein natürlich angelegter Garten, der auch anderen Tieren wie Vögeln, Schmetterlingen und mehr ein Zuhause bieten kann. Hier gibt es immer etwas zu beobachten. Wichtig dabei ist nur, dass die durch eine entsprechende Gartengestaltung eingeladenen gefiederten Freunde nicht unnötig durch die eigene Samtpfote gefährdet werden. Hier sollte gelten: Beobachten erlaubt, fressen verboten! Entsprechende Sicherungsmaßnahmen wie Katzengürtel an Bäumen, an denen Nisthilfen angebracht sind, werden im Handel angeboten.
Spiele mit natürlichen Materialien
Ein naturnaher Garten hat aber auch andere Vorteile. Während die Katzenangel bei schönem Wetter oft im Haus bleibt, ist ein langer Grashalm schnell zur Stelle, wenn die Katze spontan in Spiellaune gerät. Auch andere natürliche Materialien wie Eicheln, Kastanien, Stöckchen und ähnliches eignen sich hervorragend für ein spontanes Spiel. Selbst anspruchsvolle Katzen können einem noch unbekannten, geworfenen Gegenstand kaum widerstehen und ein paar von ihnen bringen diesen mit ein wenig Übung sogar wieder zurück. Damit das Werfen von Gegenständen auf Dauer nicht langweilig wird, können auch Leckerchen geworfen werden. Für fortgeschrittene Sucher dürfen diese auch ruhig einmal im hohen Gras verschwinden, um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen.
Drei Dimensionen auch im Garten
Was für die katzengerechte Gestaltung der Wohnung gilt, kann im Garten nicht verkehrt sein. Um den begrenzten Raum optimal zu nutzen, eignen sich auch hier erhöhte Beobachtungsplätze, die sich mit ein wenig Kreativität auch zu einem zusammenhängenden „Catwalk“ ausbauen lassen. Mit wetterfesten Kratzbäumen, Aussichtstürmen auf Baumstümpfen, kleinen Trinkbrunnen, selbst gebastelten Hängematten oder Brücken, welche über Beete führen, lässt sich der Garten in einen Tobeplatz für die Katze verwandeln. Bestehende Bäume, auf welche die Katze zwar mit Leichtigkeit hoch, aber ohne entsprechende Kletterhilfen selten von alleine wieder runter kommt, können dabei mit einbezogen werden. Ebenso ist ein Gartenhäuschen – besonders, wenn es ein Fenster besitzt – innen wie außen ideal dazu geeignet, zumindest teilweise in die Gestaltung des Katzengartens einbezogen zu werden. Auf diese Weise hat die Katze im eigenen Garten einen eigenen Abenteuerspielplatz zur Verfügung. Mit wechselndem Spielzeug lässt sich dieser abwechslungsreich gestalten. Spiele, die drinnen beliebt sind, können natürlich auch draußen zur Beschäftigung dienen. Allerdings eignen sich neue Spiele und solche, bei denen Konzentration gefragt ist, nur bei besonders souveränen Katzen, welche sich von äußeren Reizen nicht so leicht ablenken lassen.
Genuss für alle Sinne
Abwechslung ist auch an anderer Stelle beliebt. Mit ein wenig Kreativität lässt sich der Ausflug nach draußen für die Katze in ein Fest der Sinne verwandeln. Ein Kräuterbeet beispielsweise ist nicht nur nützlich für die frische Würze in der Küche sondern bietet auch der Katze ein aufregendes Dufterlebnis. Dabei müssen nicht unbedingt nur die typischen Katzenkräuter wie Katzenminze, Katzengamander und Baldrian zum Einsatz kommen. Je nach Vorliebe können auch Thymian, Estragon und Co. wahre Begeisterungsstürme auslösen. Eine Ecke mit Wildblumen, die auch von zahlreichen Insekten gerne genutzt wird, ist ebenfalls für diesen Zweck geeignet. Größere Büsche wiederum erfüllen gute Dienste als Schattenspender und heimliche Beobachtungsposten.
Auch unterschiedliche Bodenbeläge werden gerne genutzt. Neben saftigem Gras unter den Pfoten mögen viele Katzen Erde und Kies, um sich darin zu suhlen und zu räkeln. Ein kleiner Sandkasten wird gerne für das kleine und große Geschäft aufgesucht und verschont die eigenen Beete sowie die der Nachbarn. Auch Natursteine, die einsturzsicher zu einem Haufen aufgetürmt zum Klettern einladen, werden als Bodenbelag nach Einfluss der ersten Sonnenstrahlen von wärmeliebenden Katzen gerne im wahrsten Sinne des Wortes belegt.
Unterhaltung auch für den Menschen
Wer seinen Garten auf diese Weise gestaltet, schafft damit nicht nur einen Spielplatz für seine Katze, sondern tut auch etwas für die eigene Unterhaltung. Denn mit einem Platz, an dem die Katze sich gerne aufhält, mit dem Menschen oder einem Spielkameraden tobt oder ein Nickerchen hält, hat man als Halter mehr von seinem Tier – auch im Freigang. Regelmäßige kleine Veränderungen beschäftigen dabei nicht nur den Menschen, sondern sorgen auch dafür, dass es für den Begleiter auf vier Pfoten im heimischen Garten immer etwas Neues zu entdecken gibt. Manchmal ist dabei auch der Weg das Ziel, denn wenn Herrchen oder Frauchen werkelt, ist die Katze meist nicht weit. Viele Samtpfoten lassen es sich deswegen auch nicht nehmen, die Gartenarbeit ihres Besitzers sorgfältig zu beaufsichtigen. Solche gemeinsamen Aktivitäten festigen die Beziehung zwischen Mensch und Tier und das besonders, wenn es sich um regelmäßige Tätigkeiten handelt.
Den Rückruf trainieren
Routine ist auch das Zauberwort, wenn es ums Nachhausekommen geht. Regelmäßige Fütterungszeiten, auch wenn es sich dabei nicht um eine spezielle Uhrzeit, sondern um einen bestimmten Zeitraum handelt, merkt sich die Katze leicht und hält sich zu diesen Zeiten meist freiwillig in der Nähe ihres Zuhauses auf – solange sie nicht Wichtigeres vor hat. Die meisten Katzenbesitzer haben einen speziellen Lockruf, mit dem sie ihre Katze zu diesen Zeiten rufen. Dieser Ruf lässt sich auch gut in verschiedene Spiele einbauen. So lernt die Katze, dass es sich immer lohnt, auf Ruf nach Hause zu kommen, auch wenn gerade keine Fütterungszeit ist.
Gemeinsame Unternehmungen außerhalb des Gartens
Eine weitere Möglichkeit, draußen gemeinsame Zeit mit der Katze zu verbringen, ist mit ihr auf Wanderschaft zu gehen. Kaum einem Freigänger reicht der eigene Garten auf längere Zeit als Aktionsradius. Zwar kann man schlecht mit ihm gemeinsam durch Nachbars Gärten streifen. Manche Katze hat gegen einen gemeinsamen Spaziergang mit ihrem Menschen aber nichts einzuwenden, solange sie das Tempo bestimmen kann. Die meisten Katzen folgen ihrem Menschen außerhalb des Hauses gerne von sich aus bis an die Grenzen ihres Reviers, andere auch darüber hinaus. Mit der eigenen Katze auf unbekannten Wegen spazieren zu gehen birgt aber auch gewisse Gefahren. Deswegen sollten Spaziergänge fernab gefährlicher Straßen und beliebter Hundewege entlang führen und das bekannte Auslaufgebiet nur schrittweise vergrößert werden, damit die Katze notfalls auch alleine den Weg nach Hause findet.
Wer seinem Freigänger auf diese Weise verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten anbietet, wird schnell die individuellen Vorlieben seiner Katze herausfinden und kann somit auch im Sommer je nach Individuum mehr Zeit mit ihr verbringen. Sollte die Katze jedoch keinen Gefallen an gemeinsamen Tätigkeiten finden, ist das aber nicht gleich ein Grund zur Sorge. Schließlich lieben wir unsere Katzen ja dafür, dass sie ihren eigenen Kopf haben. Und spätestens im Winter wird auch die freiheitsliebendste Katze wieder ein wenig häuslicher.
Zur Autorin:
Jessica Rohrbach teilt ihr Zuhause unter anderem mit den beiden Katzen Alexis und Billi, zwei überzeugten Freigängerkatzen. Sie studierte in Potsdam und Bamberg
Germanistik. Als eines der Gründungsmitglieder schreibt sie seit 2007 für Pfotenhieb, wobei ihr unter anderem das Thema artgerechte Ernährung besonders am Herzen liegt. 2011 veröffentlichte sie gemeinsam mit Lena Landwerth den Ratgeber „Ihr Hobby: Wohnungskatzen“ es folgten „Die kleine Freiheit vor der Haustür“ und „Laufenten„, beide erschienen bei Cadmos. Derzeit arbeitet sie neben ihrer Tätigkeit bei Pfotenhieb als freie Mitarbeiterin für eine regionale Tageszeitung und ein Wochenblatt.
Zum Weiterlesen:
Unser Buchtipp für Halter von Draußenkatzen:
Kleine Freiheit vor der Haustür von Pfotenhieb-Redakteurin Jessica Rohrbach
Katzen sind trotz jahrtausendelanger Domestikation freiheitsliebende und eigenwillige Tiere geblieben. Gras unter den Pfoten, Sonnenschein auf dem Fell und das Rascheln einer Maus im Ohr – das sind die Dinge, für die Katzen nach Möglichkeit gern das schützende Heim verlassen. Dennoch kehren sie täglich zu ihren Besitzern zurück und lassen sich ganz nach Katzenmanier verwöhnen, ohne dabei solch hohe Anforderungen zu stellen, wie reine Wohnungskatzen dies oft tun. Diese Art der Katzenhaltung hat sich vor allem in ländlichen Gegenden bewährt. Doch auch hier lauern Gefahren in Form von Autoverkehr, freilaufenden Hunden, Jägern und einigem mehr. Wer vor der Entscheidung steht, seiner Katze die kleine Freiheit vor der Haustür zu gönnen, findet in diesem Buch ebenso Rat und Hilfe wie derjenige, dessen Samtpfote schon durch die Nachbarschaft streift und der Antworten auf gesundheitliche, organisatorische und auch rechtliche Fragen sucht. So erfährt der Leser zum Beispiel, wie man Vögel im Garten vor dem kleinen Raubtier schützt, welche Impfungen der Freigänger braucht, was man tun kann, wenn es wegen der Katze Streit mit dem Nachbarn gibt und nicht zuletzt, wie man auch draußen gemeinsam mit der Katze viel Spaß haben kann.
Weitere Infos zum Buch sowie eine Leseprobe gibt es direkt hier auf den Seiten des Cadmos-Verlags!
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